TU intern - Oktober 2000 - Aktuelles
Nord-Süd-Dialog:
Die EU als Partner des Südens
Die Osterweiterung der Europäischen Union ist seit Jahren
das beherrschende Thema in Politik und Öffentlichkeit der
15 Mitgliedsstaaten. Kaum Beachtung findet hingegen die Tatsache,
dass die EU mittlerweile auch zu einem wichtigen Akteur im Nord-Süd-Dialog
avanciert ist. Die EU baut dabei auf das Konzept der "dezentralen
Kooperation". Das Institut für Management in der Umweltplanung
der TU Berlin hat unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Küchler
und Vertretern der EU den Erfolg von mehr als 150 Projekten, die
im Rahmen der dezentralen Kooperation gefördert wurden, untersucht.
Ende Juni stellte die Arbeitsgruppe ihre Ergebnisse in Berlin
vor.
DEZENTRALE KOOPERATION
Um im Nord-Süd-Dialog als Institution ernst genommen zu werden,
trat die EU zunächst vor allem mit üppigen Finanzzusagen
auf den Plan, weniger mit eigenständigen, geschweige denn
innovativen Konzepten. Das änderte sich erst zu Beginn der
90er Jahre, als die Idee von der "dezentralen Kooperation"
von französischen Autoren geboren wurde. Der neue Ansatz:
die Förderung basisdemokratischer, partizipativer Initiativen,
bei denen die Partnerschaft verschiedener Akteure im Mittelpunkt
steht. Das Ziel: die Herausbildung relativ autonomer lokaler und
regionaler Körperschaften. Mit der Konvention von Cotonou,
die Mitte Juni dieses Jahres unterzeichnet worden ist, wird die
Bedeutung dieses Partnerschaftsansatzes erneut bestätigt.
Eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern der EU und dem Institut für
Management in der Umweltplanung der TU Berlin hat aufgrund der
Aktenunterlagen und einer Fragebogenaktion eine Bilanz über
den Erfolg von rund 150 im Rahmen der dezentralen Kooperation
geförderten Projekten gezogen.
BÜROKRATISCHE HÜRDEN
Trotz beachtlicher Erfolge sind viele Probleme nach wie vor ungelöst.
So werden zu viele Projektanträge von europäischen Nicht-Regierungs-Organisationen
gestellt, die sich als Sachwalter der Interessen des Südens
verstehen, dabei aber unverhüllt auch eigene Interessen verfolgen.
Während die Mehrzahl der Anträge von Einrichtungen in
Frankreich und Belgien gestellt werden, haben die anderen EU-Staaten
das Konzept der dezentralen Kooperation bislang kaum zur Kenntnis
genommen. Die EU-Bürokratie trägt ihren Teil dazu bei,
dass sich die Projektabwicklung oft sehr schwierig gestaltet.
Die Administration in Brüssel befindet sich seit Jahren in
einem Umstrukturierungsprozess, dass ein Mindestmaß an personeller
Kontinuität kaum gewährleistet ist. Die EU-Botschaften
vor Ort sind so überlastet, dass sie nur selten eine angemessene
Beratung zu leisten vermögen.
Trotz dieser Schwierigkeiten kommt die Arbeitsgruppe zu dem Ergebnis,
dass dieser Projekttyp auch in Zukunft fortgeführt werden
sollte. Denn: Mit relativ kleinem finanziellem Aufwand können
lokale und regionale Körperschaften der Selbstverwaltung
in der Startphase effektiv unterstützt werden.
Prof. Dr. Johannes Küchler
Leserbriefe
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