TU intern - Oktober 2000 - Menschen

Auszeichnung:

Arbeitslosigkeit - Parteibildung

Inwieweit wirkt sich Arbeitslosigkeit auf die politische Einstellung der Betroffenen aus? Mit dieser Frage hat sich Felix Büchel, Privatdozent am Institut für Volkswirtschaftslehre der TU Berlin und Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, zusammen mit dem Politologie-Professor Dr. Jürgen W. Falter von der Universität Mainz in der Publikation "Der Einfluss von Langzeitarbeitslosigkeit auf die Parteibindung in der Bundesrepublik Deutschland" beschäftigt. Für ihre Veröffentlichung sind die beiden Wissenschaftler mit einem zweiten Preis der "Vereinigung der Freunde des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)" ausgezeichnet worden.

In ihrer Arbeit haben die beiden Wissenschaftler die Biographieverläufe von Personen ausgewertet, die von 1983 bis 1991 langzeitarbeitslos waren. Sie griffen dabei auf Material des DIW zurück, das seit 1984 das sozio-oekonomische Panel (SOEP) erhebt - eine Stichprobe von derzeit rund 15000 Haushalten und 30000 Personen. Die Untersuchung zeigt, dass westdeutsche Wähler, die einer (Bundes-) Regierungspartei anhängen, ihrer Partei auch dann zunächst die Treue halten, wenn sie arbeitslos werden. Dies ändert sich jedoch, wenn die Dauer der Arbeitslosigkeit ein Jahr und mehr erreicht (Langzeitarbeitslosigkeit). Dann wenden sich die Betroffenen enttäuscht einer Oppositionspartei zu. Gelingt nach Langzeitarbeitslosigkeit ein Wiedereintritt ins Erwerbsleben, so stellt sich wieder die alte Parteipräferenz ein. Nach den Erkenntnissen von Felix Büchel und Jürgen W. Falter ist es daher für eine Bundesregierung nicht nur ökonomisch und sozial geboten, sondern auch wahltaktisch opportun, ihr Hauptaugenmerk bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auf die Gruppe der Langzeitarbeitslosen zu konzentrieren.

Der 1957 in Zürich geborene Felix Büchel studierte von 1983 bis 1988 Politologie an der FU Berlin. Von 1988 bis 1992 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen eines DFG-Projektes am Institut für Volkswirtschaftslehre der TU Berlin tätig. 1992 schloss er seine Promotion ab und arbeitete bis 1998 am Institut für Volkswirtschaftslehre der TU Berlin als Hochschulassistent. Hier habilitierte er sich auch für das Fach Volkswirtschaftslehre. Seit 1998 ist er Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und gleichzeitig als Privatdozent am Institut für Volkswirtschaftslehre der TU Berlin tätig.

mika


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