TU intern - Oktober 2000 - Forschung
Umwelttechnik: Einsatz von Mikroalgen im Kampf gegen Schwermetalle
Blick ins Labor: In der "Medusa" werden Mikroalgen in
großen Mengen herangezogen |
Neben der traditionellen Klärwerkstechnik steht heute in
modernen Anlagen auch ein breites Spektrum an Spezialverfahren
zur biologischen Beseitigung von Mineralölen, Lösungsmitteln
u. a. Schadstoffen zur Verfügung. Mit einem alternativen
Verfahren zur Sorption von Schwermetallen aus Abwässern unter
Einsatz von Mikroalgen beschäftigt sich ein Teilprojekt des
Sonderforschungsbereichs 193 "Biologische Behandlung industrieller und gewerblicher Abwässer".
Konventionelle Verfahren haben oft gravierende Nachteile wie z.
B. unvollständige Entfernung, Anfall von toxischem Schlamm,
ungenügende Selektivität gegenüber Konkurrenzionen
oder hohe Energie- und Betriebskosten. Eine alternative Methode
stellt die Sorption der Metalle an biologischer Abfallbiomasse
dar. Denn Mikroalgen verfügen über hohe Sorptionskapazität
sowie -selektivität bei der Metallaufnahme. Bei dieser Biosorption
handelt es sich um einen chemischen bzw. physikalischen Anlagerungsprozess
an funktionelle Gruppen der Zellwandkomponenten.
In einem Screeningverfahren werden Mikroalgen unterschiedlicher
Herkunft unter Standardbedingungen kultiviert. Hierzu werden unterschiedliche
Algenarten aus verschiedenen Stammsammlungen auf ihre Fähigkeit
hin geprüft, Schwermetalle effektiv zu sorbieren. Zum anderen
werden dem Screening potenzielle Wertstoffproduzenten zugeführt.
Nach Kultivierung der Mikroalgen in speziellen Fotobioreaktoren
wird die Biomasse konditioniert. Im Anschluss erfolgt eine Beladung
mit den umweltrelevanten Schwermetallen Blei, Cadmium, Zink und
Nickel. Hier konnten für einige Algenarten hervorragende
Sorptionskapazitäten für das umweltrelevante Schwermetall
Blei nachgewiesen werden. Selbst in Gegenwart von Konkurrenzionen
(Calcium, Magnesium) ist nur eine geringe Beeinträchtigung
der Bindungskapazität festzustellen.
Mittels eines Vertropfungsverfahrens auf Basis von Cellulosepolymeren
wurden ausgewählte Algenstämme immobilisiert, um den
Betrieb eines Festbettreaktors zu ermöglichen. Die Immobilisierung
in größeren Partikeln ist eine essenzielle Voraussetzung
dafür, den auftretenden Druckverlust in einer Festbettkolonne
möglichst gering zu halten. Ziel unterschiedlicher Optimierungsversuche
war es, den Algenanteil in den Immobilisaten und die Schüttdichte
in einer Adsorptionssäule zu erhöhen.
In Kolonnenversuchen konnte die mechanische Festigkeit und chemische
Beständigkeit der Biosorbentien nachgewiesen werden. Regenerieren
lässt sich das beladene Material mit verdünnten Mineralsäuren
oder organischen Säuren.
Dipl.-Ing. Andreas Wilke,
Dr. Gerald Bunke,
Prof. Dr. Rainer Buchholz
http://www.tu-berlin.de/fb6/itu/sfb193/SFB193.html
Leserbriefe
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