TU intern - Oktober 2000 - Studium
Architekturwettbewerb:
Eigentlich gibt es das Klosterviertel in Berlin gar nicht
Das Klosterviertel in Berlin ist in zweierlei Hinsicht inexistent:
Erstens, die Hand voll Straßen rund um die Parochialkirche
und die alte Klosterruine, südöstlich und in unmittelbarer
Nachbarschaft des Alex gelegen, hat historisch nie unter diesem
Namen firmiert. Im Gegensatz zum ebenfalls benachbarten und viel
bekannteren Nikolaiviertel. Und zweitens, es existiert nicht im
Bewusstsein der Stadt. Die unglückselige Abtrennung vom restlichen
Bezirk Mitte ist im Wesentlichen der Grunerstraße geschuldet,
die noch zu Ostzeiten vierspurig und autobahngleich ausgebaut
und in die Tunnelstrecke unter die Karl-Marx-Allee geschickt wurde.
Die Einfahrtrampe dieses Tunnels macht die Überquerung für
Fußgänger vom Alexanderplatz kommend praktisch unmöglich.
Doch es gibt auch Pfründe, mit denen dieses Gebiet wuchern
kann, der eigene U-Bahnhof zum Beispiel, eine Vielzahl historischer
Bauten, ein Fragment der mittelalterlichen Stadtmauer, das Podewil
als kultureller Treffpunkt und, last but not least, die Baustelle
der niederländischen Botschaft, erdacht von Rem Koolhaas
und sein erster Entwurf für Berlin seit dem Eklat um den
Alexanderplatz Anfang der Neunzigerjahre.
INTERVENTION IM FREIRAUM
Diese Ausgangssituation veranlasste das Haus um die Schenkung
(HuS, ein gemeinnütziger Verein, im Internet www.hus-berlin.de),
erstmals einen Freiraumwettbewerb für Studierende der Hochschule der Künste,
der Kunsthochschule Weißensee
und der Technischen Universität Berlin auszuloben. Inhalt
und Aufgabe war die Wiedererweckung des beschriebenen Klosterviertels
durch Intervention im Freiraum. Die umtriebigen Organisatoren
stellten eine Realisierung des Gewinnerentwurfs in Aussicht, für
den dann Investoren geworben werden sollen. Und: Rem Koolhaas
und Gabriele G. Kiefer hatten dem HuS zugesagt, die Jurierung
der Arbeiten zu übernehmen. Zwanzig Arbeiten wurden abgegeben,
davon zwölf von der TU Berlin.
Was der Jury zur Beurteilung vorgestellt wurde, waren fast durchweg
Arbeiten auf höchstem kreativem, fachlichem und darstellerischem
Niveau. Vier Preise wurden vergeben: Der erste Preis ging an Gesa
Königstein und Stephan Kulle vom Institut für Landschaftsplanung
der TU Berlin für ihre Arbeit "Hidden rooms". Chris
Kohout, ebenfalls vom Institut für Landschaftsplanung der
TU Berlin, erhielt für seine Arbeit "Working land, camping
city" den zweiten Preis. Die Arbeit "Das Band"
der HdK-Studenten Holger Matthes und Thomas Knüverner wurde
mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Darüber hinaus verlieh
die Jury einen Sonderpreis, der ebenfalls an zwei TU-Studierende
vom Institut für Landschaftsplanung ging. Friederike Huth
und Almut Kiefer zeigten mit ihrer Arbeit "Rotlichtviertel",
welches Spektrum an Möglichkeiten die Landschaftsarchitektur
bietet. Eine Dokumentation der Ergebnisse wird derzeit vom Projektbüro
Klosterviertel erarbeitet und kann unter der Tel. 24729151 bestellt
werden.
Dipl.-Ing. Thomas Brunsch
Leserbriefe
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