Die neue TU, Sonderausgabe der TU intern - Verwaltungsreform

Kluft zwischen Theorie und Praxis

Vom Konzept zur konkreten Umsetzung der Verwaltungsreform

"Da kommen keine rosigen, sondern harte Zeiten auf uns zu."
Wolfgang Bröker, Kanzler der TU Berlin

Wolfgang Bröker ist als Kanzler der TU Berlin Chef der Universitätsverwaltung. Im Gespräch mit der TU intern erläutert er die Rahmenbedingungen und Perspektiven der Verwaltungsreform.

Die Verwaltungsreform an der TU Berlin ist in vollem Gange, welche Projekte wurden bislang umgesetzt?

Die künftige Verwaltung wird Studierende wie Personal effektiv bedienen: Neben den Servicebereichen "Studierendenverwaltung" sowie "Personal und Verwaltung" gibt es noch den Servicebereich "Bau und Dienste". Bei letzteren befinden wir uns mitten in der Umstrukturierungsphase. Mit der Gründung des Personalteams für die Fachbereiche Elektrotechnik und Informatik sind wir auch gut vorangekommen. Die Entwicklung der Modellfakultät III war ebenfalls ein entscheidender Schritt. Mehrere andere Teilprojekte sind erfreulich weit vorangebracht worden.

Welche Projekte stehen noch aus?

Die Entwicklung einer neuartigen Anlaufstelle für die Studierenden bereitet uns noch Probleme. Nachdem die Raumfrage geklärt ist, wird nun darüber debattiert, welche Aufgaben diese Anlaufstelle im Detail erfüllen kann und soll.

Behindert die schwierige Haushaltssituation der TU Berlin die Reformen?

In den vergangenen Jahren haben wir in der Zentralverwaltung fast 30 Prozent der Stellen abgebaut. Dabei wollen wir die Serviceleistungen dennoch steigern. Im so genannten Dienstleistungspool gibt es weiterhin noch Einsparpotenziale. Trotzdem befinden wir uns in einem Dilemma: Um Geld sparen zu können, müsste die TU Berlin zuvor erhebliche Summen investieren. Das gilt vor allem für den EDV-Bereich.

Wie wird sich die Haushaltssituation der TU Berlin künftig entwickeln?

Derzeit fehlen uns schon rund 20 Millionen Mark, die nur durch Personalabbau und den Verzicht auf Stellenbesetzungen eingespart werden können. In den vergangenen zehn Jahren haben wir allein schon 1000 Stellen abgebaut, dieser Trend wird sich fortsetzen. Erst 2001 werden wir finanziell die Talsohle erreichen. Lassen wir nicht eiserne Haushaltsdisziplin walten, bekommen wir spätestens 2002 Probleme, die wir nur durch Sanktionen wie Stellen- oder Bewirtschaftungsstopp in den Griff kriegen könnten.

Welche finanziellen Perspektiven erwarten Sie langfristig?

Im Herbst 2000 beginnen hoffentlich die Verhandlungen für die Berliner Hochschulverträge für die Laufzeit von 2003 bis 2005. Dann müssen die Berliner Universitäten gemeinsam ihre Positionen einbringen. Bis dahin wird auch die schlanke Verwaltung mehr Realität sein und an der neuen Struktur der Fakultäten und ihrer Ausstattung darf dann nicht mehr gerüttelt werden. Unser größtes finanzielles Problem in den kommenden fünf Jahren sind die Neuberufungen. Betrachtet man die Finanzsituation des Landes Berlin, ist klar, dass von dieser Seite auch nach 2003 nicht allzuviel zu erwarten ist. Da kommen keine rosigen, sondern harte Zeiten auf uns zu.

Welche persönlichen Erfahrungen verbinden Sie mit dem Reformprozess?

Viele Mitarbeiter haben sich über das alltägliche Geschäft hinaus sehr für die Reformen engagiert. Das war meine große positive Erfahrung. Was den Prozess selbst angeht, konnte ich am eigenen Leib erfahren, dass es eine Sache ist, ein Reformkonzept zu entwerfen; eine ganz andere allerdings, dieses dann konkret umzusetzen. Zum Teil sind viel Geduld und Verständnis erforderlich, um Kollegen und Kolleginnen mit ins Boot zu holen. Auch die gute Zusammenarbeit mit dem Personalrat möchte ich dabei betonen.

An der Humboldt-Universität wurde der Posten des Kanzlers abgeschafft. Wird auch Ihre Stelle hier an der TU Berlin beizeiten wegrationalisiert - womöglich noch durch Ihr eigenes Zutun?

Die Funktion, die ein Kanzler an einer Hochschule als zentraler Verantwortlicher für die Verwaltung erfüllt, muss auch in Zukunft von jemandem wahrgenommen werden. Das sollte - auch daran wird sich kaum etwas ändern - von einem Verwaltungsfachmann erledigt werden, der in die Universitätsleitung integriert ist. Ob sich diese Person Kanzler oder anders nennt, ist egal. Wir werden uns ab 2001 auf jeden Fall Gedanken über die Reform der Leitungs- und Gremienstruktur an der TU Berlin machen.

Interview: Lars Klaaßen


Leserbriefe

  Die neue TU -
           Juni 2000


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