TU intern - April 2001 - Forschung
Tschernobyl-Chronik
25. April 1986 - Planmäßig zur jährlichen
Revision wird im Lenin-Atomkraftwerk damit begonnen, die Anlage
herunterzufahren. Währenddessen soll ein Experiment durchgeführt
werden: Die Rotationsenergie des Generators soll bei Kühlmittelverlust
und gleichzeitigem Stromausfall an die Speisewasserpumpen geleitet
werden.
26. April 1986 - Gegen 0.28 Uhr unterläuft der Betriebsmannschaft
ein Fehler, wodurch die Reaktorleistung auf ca. ein Prozent abfällt.
Da dieser Reaktortyp bei einer Leistung unter 20 Prozent sehr
instabil ist, hätte der Versuch sofort abgebrochen werden
müssen. Um den Test weiterführen zu können, werden
die Sicherheitssysteme ausgeschaltet. Gegen 1.23 Uhr steigt die
Leistung im instabilen Reaktor innerhalb von Sekunden auf vermutlich
das 100fache der Nennleistung. Die Notabschaltung von Hand kommt
zu spät, um den Unfall noch zu verhindern. Block 4 explodiert.
Gegen 5 Uhr wird Block 3 abgeschaltet.
27. April 1986 - Die Blöcke 1 und 2 werden abgeschaltet.
Es wird damit begonnen, den Reaktor mit verschiedenen Materialien
zuzuschütten.
28. April 1986 - Schweden, Norwegen und Finnland messen
erhöhte Radioaktivität. Die sowjetische Nachrichtenagentur
TASS vermeldet den Unfall.
29. April 1986 - In Deutschland erfolgt die erste offizielle
Meldung über den GAU.
Die Folgen: Bei der Explosion wurde etwa ein Viertel der
radioaktiven Stoffe sofort freigesetzt. Der Rest gelangte innerhalb
der nächsten 14 Tage in die Atmosphäre. Die Zahl der
Menschen, die starben oder gesundheitlichen Schäden erlitten,
geht in die Hunderttausende. Obwohl die meisten Krebs-Arten eine
längere Latenzzeit als 15 Jahre haben, stieg die Erkrankungsrate
im am schlimmsten betroffenen Weißrussland bereits um fast
ein Viertel. Ein Großteil der Folgen liegt aber noch in
der Zukunft. Nicht vor 2016, so schätzen Experten, wird sich
die tatsächliche Zahl der Opfer überschauen lassen.
tui
Buchtipp: Verbrannte Seelen. Die Katastrophe von Tschernobyl,
Grigori Medwedew; Hanser, 1994; 39,80 DM
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