TU intern - April 2001 - Internationales
Lehrstuhlexport
Qualitätswissenschaft in Spanien
Prof. Dr.-Ing. Joachim Herrmann (r.) erhält die Goldmedaille
des Lehrstuhls Catédra de calidad Volkswagen Navarra |
Qualität war lange ein Begriff, der vor allem die Produktion
betraf. Inzwischen hat er auch große Bedeutung für
den Dienstleistungssektor gewonnen. Krankenhäuser, Banken,
Restaurants, Versicherungen, Verwaltungen und Universitäten
stellen sich heute dem Wettbewerb.
Seit 1997 unterstützt Professor Dr.-Ing. Joachim Herrmann,
Leiter des Fachgebietes Qualitätswissenschaft
am Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb
der TU Berlin, die Errichtung eines Lehrstuhles für Qualitätswissenschaft
an der Universität von Navarra
im spanischen Pamplona. Im November 2000 erhielt er dafür
die Goldmedaille des Lehrstuhls "Catédra de calidad
Volkswagen Navarra". Jetzt hat die erste Doktorandin, die
unter seiner Leitung in Berlin ausgebildet wurde, in Spanien ihre
Lehrtätigkeit aufgenommen.
Vor seiner Universitätskarriere war Professor Herrmann zuständig
für Qualität bei VW Mexiko und SEAT Barcelona. Er ist
daher mit den Besonderheiten der iberischen Welt sehr vertraut.
Zusammen mit Luis Ramos, dem Qualitätsdirektor der co-finanzierenden
Volkswagen AG, initiierte er 1997 die Einrichtung des Lehrstuhles.
Zwischen der unternehmerischen und der universitären Welt
klaffte auch in Spanien eine erhebliche Lücke, wie man meinte.
Seitdem hat Joachim Herrmann schon viele Lehrveranstaltungen für
Führungskräfte und Angestellte in Pamplona abgehalten,
die dortige Universität im Aufbau des Studienfachs Qualitätswissenschaft
beraten und drei junge spanische Wissenschaftlerinnen an der Berliner
Qualitätsausbildung teilhaben lassen. "Der Qualitätsbegriff
hat sich seit den Zeiten des Taylorismus, der die Erhöhung
der Stückzahl eines Produktes in den Vordergrund stellte,
entscheidend geändert", erklärt Herrmann, "heute
tätigt der Kunde nicht mehr einen Ersteinkauf. Er ersetzt
nur ein Produkt durch eines von besserer Qualität. Außerdem
verlangen Konsumenten heute Ersatz für ein defektes Produkt,
für die Unternehmen ein wichtiges Motiv Qualität zu
liefern." All dies macht die Ausbildung von Leuten notwendig,
die in den Unternehmen Verantwortung für Qualität übernehmen.
Diese Leute müssen auch in der Lage sein, in allen Bereichen
von Entwicklung, Produktion und Vertrieb die Mitarbeiter zu hochwertiger
Arbeit zu motivieren, sie von der Wichtigkeit ihres ganz speziellen
Tuns zu überzeugen. Und wer anders sollte diese Fachkräfte
ausbilden als die Universität? Sie bringt schließlich
die zukünftigen Manager von Unternehmen und Organisationen
hervor. Der neue Lehrstuhl will Kenntnisse aus diversen Wissensgebieten
integrieren und Praktiker aus Management und Wissenschaft aus-
und weiterbilden. "Denn", so das übereinstimmende
Credo der Wissenschaftler, "Qualität ist die Basis für
die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und damit für
die Etablierung des sozialen Wohlstands."
Patricia Pätzold-Algner
Leserbriefe
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