TU intern - April 2001 - Alumni

Meinungen aus der Praxis

Axel Noll

Natur gestalten

Historische Gärten sind sein Steckenpferd. Um einige davon zu besichtigen, reiste er 1988 in die ehemalige DDR. Auch die bürokratischen Probleme inklusive der einjährigen Voranmeldungszeit bei den dortigen Behörden konnten Axel Noll nicht abhalten.

An die Technische Universität Berlin hatte ihn eher der Zufall verschlagen. Der gebürtige Hesse hatte hier für das Wintersemester 1989 einen Studienplatz für Landschaftsplanung bekommen. Ein Jahr später arbeitete er bereits freiberuflich in der Aus- und Weiterbildung für Landschaftsgärtner. Allerdings hatte der heute 37-Jährige zu Studienbeginn schon selbst eine Lehre als Landschaftsgärtner abgeschlossen und einen Meisterbrief in der Tasche. 1995 gründete er dann seine Firma "GrünLogistik". Auch wenn für das Studium zunehmend weniger Zeit blieb, hat er es trotzdem nicht aus dem Auge verloren. "Schließlich wollte ich nach der praxisorientierten Ausbildung noch die akademische, planerische Seite der Branche kennen lernen." 1998 verließ er die Uni als Diplomingenieur.

Gerade in der Wendezeit zu studieren, empfand er als besonders spannend. Durch einen Studentenaustausch mit der Technischen Universität Dresden konnte er so einen Einblick in die Landschaftsplanung eines anderen politischen Systems gewinnen. "Viel existierte dort nur auf dem Papier", erinnert er sich, "wegen der Mangelwirtschaft musste dann bei der Umsetzung der Pläne improvisiert werden."

Warum er Garten- und Landschaftsarchitekt als Beruf wählte, erklärt sich Axel Noll so: "Meine Leistungskurse in der Oberstufe waren Biologie und Kunst - also Natur und Gestalten. Und das ist es, womit ich mich heute beschäftige." Dabei hatte er sich für den elterlichen Garten nie besonders interessiert. Trotzdem hatte Noll die Lehre zum Landschaftsgärtner begonnen. "Und die ersten Tage in der Lehre waren ein Kulturschock", erinnert er sich, "ich stammte aus behüteten, gutbürgerlichen Verhältnissen und dann die Atmosphäre auf den Baustellen, Pin-ups an den Spindtüren ..." Manchmal hatte er schon ans Aufgeben gedacht, aber schließlich doch durchgehalten. "Meine Freunde finden meine Entwicklung ungewöhnlich geradlinig. Vielleicht liegt es eben daran, dass ich immer zu Ende bringe, was ich mir vorgenommen habe." Beim Aufbau von "GrünLogistik" waren ihm Kontakte aus der Ausbildungszeit in Hessen sehr nützlich. Auch zum Referat Gartendenkmalpflege des Landesdenkmalamts in Berlin, wo er sein praktisches Semester absolvierte, hat er noch gute Beziehungen.

In seiner Firma beschäftigt er inzwischen fünf Mitarbeiter. Mehrere "Standbeine" sorgen für volle Terminkalender: Das Angebot von "GrünLogistik" reicht von Aus- und Weiterbildung bis zu Tagungs- und Event-Management. Dazu kommen Planung und Gutachten u. a. für den Bereich Gartendenkmalpflege. Nicht nur Fachleute können sich aus- bzw. weiterbilden lassen. Noll bietet auch "Gartenreisen" an, auf denen interessierte Laien unter sachkundiger Führung schöne Landschaftsgärten in Europa, aber auch beispielsweise in Japan besichtigen können. Auch Noll selbst ist geschäftlich viel unterwegs - vor allem zwischen Hessen und Berlin. Reisen, Zusammenführen von Leuten, Baustellenorganisation - nicht ohne Grund wählte er "Logistik" als Bestandteil des Firmennamens.

Axel Noll betrachtet sich als Dienstleister. Deshalb ist ihm bei seinen Entwürfen wichtig, dass sie auch praktikabel sind. Praxisorientiertes Denken und die Fähigkeit, Pläne auch umzusetzen, vermisst er allerdings bei vielen Absolventen. Angehenden Landschaftsplanern empfiehlt er deshalb, sich auch betriebswirtschaftliches Wissen anzueignen. Dabei ist Eigeninitiative gefragt weiß Noll: "Nicht alles, was man später im Beruf braucht, wird einem im Studium vorgesetzt."

Während der Studienzeit hat Axel Noll nicht nur eine Firma, sondern auch eine Familie gegründet. Heute ist er Vater von zwei Kindern. Beruflich wie privat ausgelastet, hat Noll trotzdem noch Energie für neue Ideen. Derzeit plant er, in Zusammenarbeit mit dem Land Hessen eine Weiterbildung zum "staatlich geprüften Gartenrestaurator" für Landschaftsgärtner-Meister ins Leben zu rufen. Seine Firma noch zu vergrößern könnte er sich gut vorstellen: "Aber es muss ein gesundes Wachstum sein - ganz natürlich eben."

Bettina Micka


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