TU intern - April 2001 - Internationales

Unterrichtsformen

Vorlesungen mitgestalten

Zwei Jahre lang hat Marta Sangüesa als Gastwissenschaftlerin in Berlin gearbeitet. Die 25-jährige Spanierin studierte an der Universität Navarra in Pamplona Betriebswirtschaft und wurde nun an der TU Berlin fit gemacht für den Aufbau des Lehrstuhls für Qualitätswissenschaft in Pamplona, gefördert durch ein Stipendium von VW Navarra. Anfang März hat sie ihre erste Vorlesung in Spanien gehalten.

In Berlin nahm sie an Lehrveranstaltungen im Fachgebiet Qualitätswissenschaft im Produktionstechnischen Zentrum teil, assistierte dem Leiter des Fachgebietes, Professor Joachim Herrmann, bei der Durchführung seiner Veranstaltungen und arbeitete an ihrer Dissertation zum Thema "Qualität in der Beratung". "Das Studium hier in Berlin ist nicht zu vergleichen mit dem Ablauf bei uns. In Berlin habe ich auch Techniken zur Teamentwicklung gelernt, zur Konfliktlösung, zu Präsentation, Zielorientierung und Projektmanagement", berichtet Marta Sangüesa von ihren Erfahrungen. "Die Studenten in Spanien sind es nicht gewohnt, in der Vorlesung und den Seminaren selbst zu reden, in Gruppenarbeit zu üben oder gar Präsentationen vorzubereiten und zu halten." Wie sie es bei Professor Herrmann gelernt hat, arbeitet Frau Sangüesa nun in Pamplona mit vielen Präsentationen in der Vorlesung, auf die gleich anschließend ein Feedback durch die Studenten folgt. "Für meine 29 Studenten war das etwas absolut Neues. Sie äußerten sich positiv überrascht. Wir brauchen natürlich Hilfsmittel wie Pinnwände und das dazugehörige Material für die Gruppenarbeiten. Das musste ich alles erst noch kaufen, denn es ist hier nicht vorrätig." Einige Arbeitsmaterialien muss die junge Betriebswirtschaftlerin sogar in Deutschland kaufen, weil sie in Spanien gar nicht erhältlich sind.

Bestimmte Themen zu Qualitätsmanagementsystemen oder Prozessmanagement übernehmen weitere Gastdozenten aus Berlin. Die ersten Veranstaltungen hat sich auch Luis Ramos nicht entgehen lassen. Er ist Direktor des Qualitätsmanagements bei dem co-finanzierenden Unternehmen VW Navarra. Viele Absolventen des neuen Lehrstuhls werden bei VW, dem größten industriellen Arbeitgeber der Region, ihre Zukunft finden. "Er war ganz begeistert von meiner Arbeit und der von Michael Janoschka vom Fraunhofer Institut, der kürzlich als Gastdozent einen Vortrag gehalten hat. Immerhin ist es genauso neu für unsere Uni, dass eine Veranstaltung wechselseitig von mehreren Personen durchgeführt wird." Auch die beiden anderen Doktorandinnen Elena Sesma und Laura Ilzarbe bereiten sich in Berlin schon auf ihren baldigen Einsatz in Navarra vor.

Patricia Pätzold-Algner

Universidad Navarra

Die Privatuniversität wurde 1952 gegründet. Derzeit sind dort ca. 13000 Studenten eingeschrieben. Der zentrale Campus befindet sich in Pamplona; weitere Institute gibt es in San Sebastián, Barcelona und Madrid. Schwerpunkte der Ausbildung sind Jura, Medizin, Pharmazie, Theologie, Betriebswirtschaft, Informatik und Ingenieurwissenschaften. Viele Veranstaltungen werden bilingual (Englisch/Spanisch) abgehalten. Die akademischen Abschlüsse sind denen öffentlicher Universitäten gleichwertig.

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