TU intern - April 2001 - Forschung
Systemsicherheitsforschung an der TU Berlin
Die Arbeitsschwerpunkte der Forschungsstelle für Systemsicherheit
(FSS) des Instituts für Psychologie
der TU Berlin sind:
(1) Organisationales Lernen:
Nur durch Lernen aus Betriebserfahrungen kann Sicherheit kontinuierlich
garantiert und verbessert werden. Im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
(BMU) befasste sich die FSS zuerst mit der Verbesserung systematischer
Analyse von Ereignissen und der darauf abgestimmten Systematisierung
von Ereignisberichten. So wurde ein eigenes Analyseverfahren "Sicherheit
durch Organisationales Lernen - SOL" entwickelt. Es hilft
Betriebspraktikern, Störfälle und Unfälle gerade
auf organisationale, Management- und Umwelteinflüsse hin
zu untersuchen, um daraus umfassende Sicherheitsmaßnahmen
abzuleiten. SOL wurde experimentell und in der Praxis von Kerntechnik
und der Chemie getestet. Heute liegt SOL als computergestütztes
Verfahren in mehreren Sprachen vor und wird in der Praxis hoch
geschätzt.
(2) Sicherheitskultur
In den letzten Jahren wird vor allem die Sicherheitskultur eines
Unternehmens als die kritische Größe zur Erhaltung
und Verbesserung der Sicherheit angesehen. Die FSS erforscht seit
1996 im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft,
welchen Einfluss implizite Normen als Teil der Kultur auf das
Sicherheitshandeln haben und wie Sicherheitskultur gemessen und
verändert werden kann.
(3) Aus- und Weiterbildung
Im Rahmen des Diplomstudiengangs Psychologie werden die Forschungsergebnisse
der FSS in Seminare auch den Studenten vermittelt. Ferner wurde
ein Weiterbildungskonzept zu Fragen der Systemsicherheit für
leitende Mitarbeiter aus Einrichtungen hohen Gefährdungspotenzials
entwickelt und in der Praxis bei ca. 200 leitenden Mitarbeitern
eines großen deutschen Energieunternehmens erfolgreich erprobt.
(4) Internationale, interdisziplinäre Verflechtung
Seit 1981 richtet die FSS wissenschaftliche Jahrestagungen zum
Thema "Neue Technologien und Arbeit" aus, die bereits
zu 13 Buchveröffentlichungen oder Sondernummern wissenschaftlicher
Zeitschriften geführt haben. Die Tagungsserie, die sich seit
1990 ausschließlich Fragen der Systemsicherheit widmet und
an der bereits über 200 Forscher aus 21 Ländern teilgenommen
haben, wird von der Werner Reimers Stiftung (Bad Homburg) und
der Maison des Sciences de l'Homme
(Paris) gefördert. Daneben hat die FSS in Zusammenarbeit
mit dem japanischen Institute of Nuclear Safety System/Institute
of Social Research drei internationale wissenschaftliche Kongresse
zum Thema "Human Factors Research in Nuclear Power Operations"
durchgeführt (1994, 1996 Berlin; 1999 Mihama/Japan). Eine
weitere Tagung ist für 2002 in Japan geplant.
Die Arbeiten der Forschungsstelle für Systemsicherheit zielen
damit konsequent darauf, in Verbund mit Ingenieurwissenschaften
das Risiko von Unfällen in Einrichtungen hohen Gefährdungspotenzials
zu mindern.
Bernhard Wilpert und Babette Fahlbruch
Leserbriefe
|