TU intern - Dezember 2001 - Vermischtes
Das Allerletzte
Die Frage am Ende
Meist trifft einen die erste Anfrage völlig unvorbereitet
schon im Oktober: Was machstn du Silvester? Jetzt
bloß keinen Fehler machen. Mit einer ausweichenden Antwort
à la och, weiß noch nicht kann man sich
leicht mit dem Rücken an die Wand spielen - dann nämlich,
wenn das Gegenüber schon eine gaaanz tolle Party geplant hat.
Dufte Stimmung ist garantiert, denn es sei vorgesehen, dass alle
Geladenen lustige Hütchen tragen werden, und dann sei da noch
diese super Stimmungs-CD ... Ehe man noch weiß, wie einem
geschieht, ist man zu dieser Party eingeladen, die sich niemand
entgehen lässt, schon gar nicht, wenn er noch keine anderen
Pläne hat. Das Unheil ließe sich dann nur noch mit schonungsloser
Offenheit abwenden, indem man beispielsweise zum Ausdruck bringt,
dass man selbst das Kaffeekränzchen der Oma aufregender fände.
Aber so viel Offenheit ist ja nicht jedermanns Sache. Also sollte
man es besser nicht so weit kommen lassen und - mit der Silvester-Frage
konfrontiert - erst einmal Zeit zum Nachdenken schinden, zum Beispiel
indem man einen Hustenanfall vortäuscht.
Währenddessen gilt es dann, einige essenzielle Fragen zu klären
wie: Will man tatsächlich mit diesem Menschen den letzten Tag
des Jahres verbringen? Gibt es vielleicht ungern abgerufene Erinnerungen
an vorangegangene Silvesterfeiern mit dieser Person? (Merke: Wer
einmal seinen Mageninhalt auf ihre Schuhe entleert hat, könnte
es wieder tun.) Aber auch wenn es sich um einen in allen Lebenslagen
und Promillestufen erträglichen Menschen handelt - gleich das
erstbeste Angebot annehmen geht schließlich nicht. Wer weiß,
welche besseren Angebote man dadurch verpasst.
Zusagen sollte man keinesfalls vor Weihnachten. Bis dahin heißt
es, die Hinhaltetaktik praktizieren. Profis geben übrigens
vor, wegfahren zu wollen.
Gerade Ungeübte werden bei ihren weniger listigen Hinhaltetaktiken
allerdings leicht durchschaut. Freunde und Bekannte neigen dann
dazu, bockig zu reagieren und Einladungen zurückzunehmen.
Sollte es am Ende unmöglich geworden sein, auf eines der zuvor
mit einem entschiedenen vielleicht beantworteten Angebote
zurückzukommen, bleiben immer noch das traute Heim und ein
gutes Buch. Mit ein wenig Glück geben dann auch später
alle vor zu glauben, dass man es genau so haben wollte, weil man
von der ganzen Silvester-Hysterie absolut nichts hält.
bm
Leserbriefe
|