TU intern - Dezember 2001 - Lehre &
Studium
Forum:
Toleranz als Funktionsbedingung der Uni
Internationalisierung ist ein grundlegender Bestandteil einer überlebensfähigen
Universität. Die Begegnung der Kulturen bietet die Chance zu
erkennen, dass der eigene Horizont nicht der allgemeine ist. Man
muss sich den eigenen Standpunkt jedoch erst bewusst machen, damit
man frei ist für den Dialog. Darauf verwies Professor Günter
Abel vom Institut
für Philosophie, Wissenschafts- und Technikgeschichte der
TU Berlin in seinen Vortrag Fundamentalismus, offene Gesellschaft
und die Idee der Universitäauf dem Forum Verstehen und
Verständnis. Nach dem 11. 9.: Toleranz als Funktionsbedingung
der Universität.
Zu dem Forum, das auf Initiative des 3. Vizepräsidenten Professor
Bernhard Wilpert zustande kam, hatten sich am 20. November rund
70 Zuhörer an der TU Berlin eingefunden. Die Universität
wollte mit der Veranstaltung einen Beitrag liefern, sich mit der
Situation nach den Terroranschlägen vom 11. September in den
USA auseinander zu setzen. Zugleich sollten Anregungen für
eine mögliche Weiterführung der wissenschaftlichen Auseinandersetzung
gesammelt werden.
Günter Abel |
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Professor Abel betonte, dass ein starkes Selbstbewusstsein Voraussetzung
für Toleranz darstelle und Toleranz nicht nur die Duldung,
sondern die wechselseitige Anerkennung der Unterschiede als Unterschiede
sei. Dazu könne die Universität mit ihrer moralischen
und kulturbildenden Aufgabe einen wichtigen Beitrag leisten. Der
Universität sei die freie und offene Suche nach Erkenntnis
unabhängig von Religion, Nationalität, Geschlecht oder
Herkunft in die Geburtsurkunde geschrieben.
Amelie Mummendey |
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Professorin Amelie Mummendey vom Institut für Psychologie
der Universität Jena erläuterte in ihrem Vortrag Der
Mythos der guten Gewalt - zu Entstehungsbedingungen von Extremismus,
wie psychologische Mechanismen, die es Menschen ermöglichen,
sich in der Welt zu orientieren, funktionieren und wie sie zu Gewalt
und Extremismus führen können. In Bezug auf die künftige
Rolle der Universitäten warf sie die Frage auf, welche Konsequenzen
die Vorstellung von der Universität als eines Dienstleistungs-
und Wirtschaftsunternehmens habe.
In der anschließenden Diskussion zwischen Plenum und Podium,
auf dem neben Professorin Mummendey und den Professoren Abel und
Wilpert auch noch Professorin Karola Rück-Braun vom TU-Institut
für Chemie und die TU-Studierenden Noara Kebir und Daniel Philipp
saßen, zeigte sich, dass es an der Universität ein großes
Bedürfnis nach Austausch über Toleranz und den Umgang
mit anderen Kulturen gibt. Deutlich wurde aber auch, dass die Globalisierung
und ihre Folgen eine wichtige Rolle spielen. Frau Kebir wies darauf
hin, dass durch die von den Industrienationen vorangetriebene wirtschaftliche
Globalisierung auch Werte und Vorstellungen exportiert werden, ohne
dass die Globalisierten Einfluss darauf hätten. Die Diskussion
wird weitergehen: zum Beispiel bei Veranstaltungen wie der Kultur-
und Dialogwoche an der TU Berlin, die sich vom 10. bis 14. Dezember
2001 mit der Globalisierung, der Stärkung menschliche Grundwerte
und der Lage in Afghanistan beschäftigte.
tui
Leserbriefe
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