TU intern - Dezember 2001 - Internationales
Moskau entdecken:
Zwischen McDonalds und Lenin-Mausoleum
Viele glauben noch immer, dass es in Moskau Schlangen vor Lebensmittelgeschäften
gibt oder die Russenmafia allgegenwärtig ist. Dass
die Realität anders aussieht, davon konnten sich in den letzten
Semesterferien die zwanzig Teilnehmer des schon traditionellen Russisch-Intensivkurses
der Zentraleinrichtung Moderne
Sprachen der TU Berlin überzeugen.
Tatsächlich ist das heutige Moskau eine Stadt, in der es alles
gibt und in der man alles tun kann. Allerdings können sich
die meisten Moskowiter wenig leisten. Denn neben den sehr reichen
so genannten neuen Russen gibt es viele Arme. Zwar sind
die sozialen Gegensätze krass, aber wir hatten trotzdem den
Eindruck, dass sich die wirtschaftliche und politische Situation
unter Putin verbessert und stabilisiert hat.
In Moskau lernten wir am renommierten Puschkin-Institut und lebten
im institutseigenen Wohnheim. Dort gibt es Internet, eine Mensa,
in der Pelmeni, Borschtsch und Piroggen angeboten werden, eine Wäscherei
und eine Cafeteria, die täglich bis vier Uhr nachts geöffnet
hatte. Dieser gefährliche Ort, wo man mit Studenten
verschiedenster Nationalitäten ins Gespräch kam, ließ
es zuweilen nicht zu, morgens ganz pünktlich und frisch zum
Unterricht zu erscheinen. An vier Tagen in der Woche wurden wir
in kleinen Gruppen sechs Stunden unterrichtet. An jedem Mittwoch
wurde eine kostenlose Exkursion oder Stadtrundfahrt angeboten.
Moskau ist eine Stadt im Übergang. Kirchen stehen neben Lenin-Denkmälern,
Coca-Cola-Werbung und McDonalds-Filialen. Nach dem Unterricht
und an den Wochenenden erkundeten wir die alte neue Metropole. Zuerst
und immer wieder ging es natürlich zum Roten Platz, dem politischen
Herz des Riesenreiches, mit dem Kreml, Basiliuskathedrale, Lenin-Mausoleum
und dem Kaufhaus GUM. Besonders gefallen haben uns eine Bootsfahrt
auf der Moskwa quer durch die Stadt und der Besuch eines großen
Marktes, wo Kaukasier frische Lebensmittel und Asiaten billige Textilien
anbieten. Alle Ziele erreicht man schnell und einfach mit der legendären
Moskauer Metro. Über Politik und Lokales kann man sich in der
täglich erscheinenden englischsprachigen Zeitung Moscow
Times informieren, die auch im Internet vertreten ist (www.themoscowtimes.ru).
Außerdem besteht die Möglichkeit, Politiker und Parteien
ganz landestypisch zu prüfen: Von den bekannten
Politikern gibt es gleichnamige Wodkamarken. Bleibt noch zu erwähnen,
dass trotz der belasteten deutsch-russischen Vergangenheit keiner
von uns auch nur einmal mit antideutschen Ressentiments konfrontiert
wurde.
Sebastian Prinz,
Student
Leserbriefe
|