TU intern - Dezember 2001 - Aktuelles
Akademischer Senat:
Besorgt über Rasterfahndung
Trotz Protesten der Studierenden
und Besorgnis des Akademischen Senats musste die TU Berlin erneut
Daten herausgeben |
Aufgrund einer erneuten richterlichen Anordnung (Beschluss des
Amtsgerichts Tiergarten vom 24. Oktober 2001 - Gz.: 353 AR 199/01)
war die TU Berlin verpflichtet, im Rahmen einer Rasterfahndung Daten
ihrer Studierenden an das Landeskriminalamt zu übermitteln.
Betroffen sind männliche Studierende der Altersgruppe 18 bis
40, bei denen eine islamische Religionszugehörigkeit vermutet
werden kann. Das Verfahren wird von dem Berliner Beauftragten für
Datenschutz und Informationsfreiheit begleitet, der insbesondere
auch die zeitnahe Löschung der Daten, die keinen Anlass zu
weiteren Ermittlungen geben, kontrollieren wird. Studierende, die
glauben, von dem Verfahren betroffen zu sein, können sich bei
der behördlichen Datenschutzbeauftragten der TU Berlin (Tel.
314-2 17 84) näher informieren.
AS-BESCHLUSS
Der Akademische Senat
der TU Berlin hat zur Rasterfahndung am 28. 11. 2001 folgenden Beschluss
einstimmig gefasst: Der Akademische Senat der TU Berlin äußert
sich besorgt über die zunehmende Ausweitung der so genannten
Rasterfahndung, in deren Rahmen auch von Hochschulen
und anderen Institutionen persönliche Daten Studierender und
Beschäftigter zum Zwecke der ungezielten Ermittlung abgefragt
werden. Es ist davon auszugehen, dass gerade an der TU Berlin, die
einen hohen Anteil von Studierenden und Beschäftigten nichtdeutscher
Herkunft hat, viele von diesen zu Ermittlungszwecken erfasst worden
sind. Der Akademische Senat fordert die Ermittlungsbehörden
auf, Persönlichkeitsrechte der ausländischen Studierenden
und Beschäftigten strikt zu wahren und die ermittelten Daten
bei Unergiebigkeit unverzüglich zu löschen. Die Technische
Universität Berlin bemüht sich aktiv um ausländische
Studierende und hat vielfach betont, dass ihr Toleranz und Internationalisierung
wichtige Anliegen sind. Wissenschaft und Forschung bedürfen
des kritischen Austausches und der Offenheit, auch über die
Grenzen von Nationen, Weltanschauungen und kulturellen Prägungen
hinweg. Sie sieht es deshalb auch als ihre Aufgabe an, öffentlich
Stellung zu beziehen gegen jede Form von Intoleranz gegenüber
dem Anderen und dem Fremden in Deutschland und anderswo.
tui
Leserbriefe
|