TU intern - Dezember 2001 - Lehre &
Studium
Nächtliche Aktivitäten
Forschen wider den Verschleiss an Rad und Schiene
Bernhard Kurzeck, wissenschaftlicher
Mitarbeiter des Fachgebiets für Schienenfahrzeuge, bereitet
einen Messzug auf seinen nächtlichen Einsatz vor |
Nachtschichten stehen derzeit für einige Studierende der
Fahrzeugtechnik auf dem Stundenplan. In einem Kooperationsprojekt
mit der S-Bahn GmbH nehmen sie auf mehreren Strecken des S-Bahn-Netzes
Messungen an Schienen und Fahrzeugen vor. Damit der Regelbetrieb
nicht zu sehr gestört wird, beginnen die Messarbeiten nachts
und enden morgens gegen sechs Uhr.
Die Messungen sind Bestandteil eines Projektes des Fachgebietes
für Schienenfahrzeuge von Professor Markus Hecht. Ziel ist
eine genauere Kenntnis des Laufverhaltens der S-Bahn-Räder
in Kurven. Anhand der Daten aus zwei zu Messzügen umgerüsteten
Fahrzeugeinheiten werden Stellen im Gleis identifiziert, in denen
die Räder ein auffälliges Verhalten gezeigt haben. An
diesen Stellen werden die Schienenköpfe genau untersucht. Parallel
vermessen die Studierenden in der Betriebswerkstatt die Laufflächen
der Räder.
Ungünstiges
Laufverhalten in Kurven führt nicht nur zum Rattern oder Kreischen
der Züge. Es schlägt sich auch in der Wirtschaftlichkeit
des Betriebes nieder, weil sowohl Räder als auch Schienen einem
höheren Verschleiß ausgesetzt sind. So ist der Kontakt
von Rad und Schiene gleichzeitig Charakteristikum und Problemfeld
der Eisenbahntechnik. Die Zusammenhänge zwischen den auftretenden
Roll- und Schlupfbewegungen, dem Schwingungsverhalten und der Abnutzung
sind immer noch nicht vollständig geklärt.
Die S-Bahn GmbH weist ideale Randbedingungen für praxisnahe
Grundsatzuntersuchungen auf. Sie hat einen sehr modernen Wagenpark
mit zudem zwei prinzipiell unterschiedlichen Fahrwerktypen: eine
Baureihe mit starr geführten und eine mit selbsttätig
in die Kurven lenkenden Radsätzen. Die Auswertung der Messdaten
soll zeigen, ob sich die Mehrkosten für die lenkenden Radsätze
durch Verschleißminderung rentieren und wie sich eventuell
das System, beispielsweise durch Veränderungen am Fahrwerk,
noch verbessern lässt.
Von dem Projekt werden beide Seiten gleichermaßen profitieren:
Die S-Bahn kann durch die kostengünstigen Forschungsbeiträge
ihre Betriebsabläufe verbessern, und die Studierenden und Doktoranden
erhalten eine fundierte Ausbildung, in der sie dicht dran
sind an den realen Problemen des Schienenverkehrs. Erste Ergebnisse
werden Mitte März 2002 vorliegen.
Simon Heller,
Studierender
Leserbriefe
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