TU intern - Erstsemester-Special WS 2001/2002
- Studium
Elefanten zum Frühstück
Ich weiß noch genau, wie verloren ich mich am ersten Tag
meines begonnenen Studiums gefühlt habe. Tausend Gedanken
schossen mir durch meinen noch ganz und gar voller Idealismus
gefüllten Kopf: Wie wird wohl diese seltsame Angelegenheit
"Studium" funktionieren? Warum finde ich den Raum mit
den Einführungsveranstaltungen nicht? Waren die Menschen
schon immer so schrill? Was ist der Sinn des Lebens?
Mit ungebrochenem Kampfgeist jedoch nahm ich erwartungsvoll in
einem dieser Vorlesungssäle Platz, die ich in dem Ausmaß
bisher nur aus dem Fernsehen kannte. Ich kann gar nicht mehr genau
sagen, was die netten Professorinnen und Professoren mir und meinen
nun Mitkommilitonen da alles erzählten. Ich denke, dass manche
Dinge sogar wichtig waren - aber kann man zum Frühstück
schon einen Elefanten verspeisen? An meiner neuen Situation faszinierten
mich anfangs eigentlich nur die unglaublich langen Semesterferien.
Die Tatsache, einen eigenen Stundenplan zusammenstellen zu können,
war so angenehm wie auch verunsichernd, aber eine Erfahrung, die
meiner wachsenden Selbstständigkeit sehr gut bekam. "Studiere
im Selbststudium" hieß die Devise, und so verbrachte
ich viel Zeit mit Büchern, Kopien und anderen Schriftstücken,
die Intelligenz ausstrahlen. Ich gebe zu, dass man sich wirklich
um uns Erstsemester bemühte. Erwachsen werden mussten wir
jedoch ganz allein - an einer Universität, die mir an manchen
Tagen wie ein Labyrinth aus unbeantworteten Fragen, an anderen
wie ein Buch mit lauter Lebensweisheiten vorkommt.
Antje Reepschläger, 6. Semester
Leserbriefe
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