TU intern - Februar/März 2001 - Studium
Bildungspolitik:

Bildungsexpansion und soziale Selektion

Studienanfänger folgen mehrheitlich dem Bildungsweg ihrer Eltern. Das ergab eine Studie der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS). Für das akademische Studium bestehen damit die tradierten Mechanismen sozialer Vererbung weiter fort. Auch die Trends der 90er Jahre belegen den ungebrochenen Einfluss der Herkunft für die Bildungslaufbahn der nachkommenden Generation. Daran konnten die beachtlich erweiterten Bildungschancen nichts ändern.

Im Wettbewerb um höhere Ausbildung setzen sich nach wie vor Kinder aus Elternhäusern durch, in denen sich hohe Bildung sowie kulturelle und finanzielle Ressourcen bündeln. Zwischen 1992 und 1999 hat sich der Anteil der Studienanfänger, deren Väter und Mütter einen Universitätsabschluss haben, um neun Prozent erhöht. Ihr Anteil unter den Studienanfängern ist inzwischen fünfmal so hoch wie in der Bevölkerung insgesamt.

Ein Vergleich zwischen dem Berufsstatus der Väter von Studienanfängern mit der beruflichen Stellung der erwerbstätigen männlichen Bevölkerung zeigt die Disproportionen in der Herkunft der angehenden Akademiker: Kinder aus Arbeiterfamilien sind an den Hochschulen unterrepräsentiert, während Kinder aus Familien von Beamten, Selbstständigen, freiberuflich Tätigen und Angestellten überproportional ein Hochschulstudium aufnehmen.

Typische soziale Herkunftsunterschiede gibt es zwischen Studienanfängern an Universitäten einerseits und Fachhochschulen andererseits. An den Universitäten haben die Jungstudenten häufiger Eltern mit höheren Bildungsabschlüssen als an den Fachhochschulen. Außerdem bestehen charakteristische Zusammenhänge zwischen Bildungsstatus, beruflich-sozialem Profil der Eltern und der Fachrichtung der Kinder.

Zwischen 53 und 65 Prozent der Eltern, deren Kinder ein Studium in Medizin, Rechtswissenschaft, Kunst und Kunstwissenschaft aufnehmen, haben ein Universitätsstudium absolviert. Die Studienanfänger in Ingenieur-, Agrar- und Ernährungswissenschaften sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften kommen deutlich seltener aus Elternhäusern mit solcher Bildungstradition.

tui

http://www.his.de


Leserbriefe

  TU intern -
     Februar/März
        2001


© 2-3/2001 TU-Pressestelle