TU intern - Februar/März 2001 - Multimedia
Digitale Weltbibliothek
Das Internet stellt das wissenschaftliche Publikationswesen auf
den Kopf. Mit Förderprogrammen zur "Entwicklung von
Bausteinen für eine interdisziplinäre, globale, digitale
Bibliothek" unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) den Aufbau einer neuen, netzgestützten Informations-
und Kommunikationsinfrastruktur für die Wissenschaft. Sie
soll den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den Zugang
zu international bereitgestellten Publikationen direkt an ihrem
Arbeitsplatz eröffnen und ihnen darüber hinaus die Möglichkeit
bieten, eigene Fachbeiträge selbst ins Netz zu stellen. Erste
Ergebnisse von deutschen Entwicklungsprojekten wurden Ende des
vergangenen Jahres im Rahmen des "Global Info Workshops"
in der Deutschen Bibliothek in
Frankfurt vorgestellt und diskutiert.
WIDER BABYLONISCHE ZUSTÄNDE
Eine äußerst schwierige Aufgabe auf dem Weg zur digitalen
Weltbibliothek ist, den technischen Fortschritt bestmöglich
zu fördern, gleichzeitig aber die Entstehung babylonischer
Zustände im wissenschaftlichen Publikationswesen zu verhindern.
Diese könnten auftreten, weil das Internet das traditionelle
System völlig auf den Kopf stellt und dabei die bestehenden
Strukturen zur Bewahrung und Bereitstellung wissenschaftlicher
Informationen stark verändert, ohne derzeit ausreichend funktionierende
Alternativen anzubieten.
Bereits jetzt publizieren Autoren verschiedener Disziplinen direkt
im Internet. Zum Schreiben werden Schreibprogramme aller Art,
verschiedenste Datenformate und jede Menge unterschiedlicher Softwareversionen
verwendet. Auch die Software für den Transport im Netz ist
uneinheitlich, und die Programme auf der Darstellungsseite - auf
dem Computer des Lesers - präsentieren die Daten je nach
geladener Version unterschiedlich. Zur Prüfung des Inhalts,
das heißt, zur Feststellung, ob die gelieferte Textversion
tatsächlich die aktuellste ist und die Daten unterwegs auch
nicht manipuliert worden sind, sowie zur Archivierung der publizierten
Aufsätze und zu ihrem späteren Wiederauffinden im globalen
Netz gibt es noch keine befriedigenden Lösungen.
BMBF-PROGRAMM "GLOBAL INFO"
Vor diesem Hintergrund hat das BMBF vor rund drei Jahren das Förderprogramm
"Global Info"
zur Entwicklung des deutschen Beitrages zu einer interdisziplinären,
globalen, digitalen Bibliothek gestartet. An den im Rahmen von
"Global Info" geförderten Projekten beteiligen
sich Informatiker, Mathematiker, Chemiker, Physiker, Soziologen,
Psychologen, Erziehungswissenschaftler, Bibliothekare, Dokumentare,
Fachinformationszentren und Fachverlage. Sie haben sich in Einzelprojekten
zu bundesweiten Arbeitsgemeinschaften zusammengeschlossen. In
Frankfurt präsentierten sie in Prototypen zum Teil bereits
lauffähige Lösungen für Teilprobleme, zum Beispiel
Autorenwerkzeuge zur Eingabe von Texten, Konvertierungs- und Anpassungssysteme
für verschiedene Datenformate oder Verwaltungs- und Abrechnungssysteme
für den Verkauf von digitalen Fachpublikationen im Netz.
Ende 2000 ist das BMBF-Förderprogramm "Global Info"
ausgelaufen. Als Nachfolgeprojekt ist im Januar das "Digital
Library-Forum" initiiert worden. Es soll die Konzeption für
eine geplante Förderinitiative "Digital Library 2010"
erarbeiten.
tui
http://www.global-info.org
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