TU intern - Februar/März 2001 - Vermischtes

Diskussion auf gleicher Augenhöhe

Eröffnung des Jahres der Lebenswissenschaften in Berlin

"Wir müssen die Menschen dort abholen, wo sie sind", forderte Wissenschaftsministerin Edelgard Bulmahn zur Eröffnung der bundesweiten Aktion "2001 Jahr der Lebenswissenschaften" am 1. Februar im Berliner Martin-Gropius-Bau. Mit "wir" meinte sie nicht nur ihre Berufskollegen, sondern vor allem die deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich den Bürgern auf Marktplätzen und Straßen präsentieren sollen. "Wissenschaft im Dialog" - das große Dach, unter dem all jene Veranstaltungen rund um Wissenschaft, Forschung und Technik firmieren - gibt den organisatorischen Rahmen dazu.

Nachdem in den vergangenen Monaten das Jahr der Physik begangen wurde - "ein echtes Experiment für uns", so Frau Bulmahn -, wird sich in nächster Zeit alles um Gene, Chromosome, Proteine, genetische Codes und schließlich um uns selbst im Großen wie im Kleinen drehen. Die Auseinandersetzungen, die Gespräche und Diskussionen sollten, so die Forderung der Ministerin, auf gleicher Augenhöhe stattfinden. Dabei müssten die Forscherinnen und Forscher eine verständliche Sprache finden und ihre spannenden Wissenschaftsergebnisse darüber vermitteln.

Dass Gentechnik auch Philosophie sowie Ethik herausfordert und damit kontroverse Diskussionen, zeigte schon die Auftaktveranstaltung, bei der auch kritische Wortmeldungen zu hören waren. Man wolle aber keine Akzeptanzdebatte führen, betonte die Ministerin. Daran werden sich die zahlreichen bundesweiten Veranstaltungen messen lassen müssen. Andererseits verfehlt ein einfaches Zurschaustellen ebenfalls den Anspruch. Immerhin haben die Initiatoren von "Wissenschaft im Dialog" - das Bundesforschungsministerium, der Stifterverband und die großen Forschungsorganisatoren - ihre Programmatik bereits im Namen festgeschrieben. Zu einem Dialog gehört mehr als eine Posterpräsentation. Dem Darstellen muss das Erklären folgen. Denn, und das benannte Bundespräsident Johannes Rau in seiner wenig beachteten Rede zum Jahr der Lebenswissenschaften, "eine Wissensgesellschaft, die aus einem kleinen, aber mächtigen Teil wirklich Wissender und einem großen Teil Unwissender, aber Betroffener besteht, kann nicht die Gesellschaft sein, die wir wollen". Und er zeigte auch die Richtung, in die die Dialoge geleitet werden sollten: Eine solche Art "Wissensgesellschaft", die den größten Teil von wirklicher Teilhabe ausschließe und sich damit letztlich demokratischer Kontrolle entziehe, entspräche nicht dem Menschenbild unseres Grundgesetzes. Darum, so Rau weiter, müsse man prüfen, wie wissenschaftliche Kontrolle und Selbstkontrolle funktionieren könnten. Eine Aufgabe, die weit über das gestellte Thema in diesem Jahr hinausgeht. Dazu gehört neben dem Willen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sich und ihre Forschung zu erklären, auch das Bürgerinteresse, an Wissenschaft teilzuhaben, Fragen zu stellen und letztlich verstehen zu wollen.

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US-Forscher schaffen ersten Gen-Affen", "Kind aus neun Jahre lang eingefrorener Eizelle", "Neues Mittel gegen Erektionsstörungen", "Wissenschaftler schaffen versehentlich Killervirus", "Mensch nach Maß mit GenoChoice" - das ist nur eine kleine Auswahl an Themen, die sich tagtäglich in meinem Postkasten ansammeln. Allumfassend kann ich mich informieren, kann nachlesen und mich schlau machen. Dazu kommen in Berlin unzählige Veranstaltungen, Diskussionen und Vorträge: Tage der Forschung, Lange Nacht der Wissenschaft, ScienceFair, WissensWerte, Science Parade, Wissenschaftssommer oder Schaufenster der Wissenschaft. Das Angebot ist nicht nur überwältigend, sondern auch erdrückend. Bevor man über den Gen-Dschungel diskutieren kann, muss man sich durch einen Informationsdschungel hangeln. Weniger wäre in diesem Falle mehr. Wohl dosiert hilft ein Medikament und nicht als Überdosis verabreicht. Am Ende des Jahres wird man sehen, wie es dem Patienten Bürger geht.

Brennpunkt Körper, Eigenes und Fremdes, 19.-28. April 2001, Leipzig (Promenaden im Hauptbahnhof)
Biotechnologietage, 21.-22. Mai 2001, Hamburg
Grenzenlos forschen, 7.-9. Juni 2001, Berlin
Kosmos Gehirn 2001, 7.-10.Juni 2001, Göttingen
Life Science Live, 22.-26. Juni 2001, München
Wissenschaftssommer Berlin 2001, 12.-17. September 2001, Berlin
Lebenslinien, Natur in Bewegung, 31. Oktober bis 8. November 2001, Köln (Kongress-Zentrum Gürzenich)
Leben ist Vielfalt, Woche der Biodiversität, 25. 11.-1. 12. 2001, Frankfurt am Main

... und eine Vielzahl an Satellitenveranstaltungen

Das Jahr 2002 wird sich mit den Geowissenschaften beschäftigen.

www.lebenswissen.de
www.wissenschaft-im-dialog.de
www.berliner-wissenswerte.de
www.forschungsmarkt.tu-berlin.de


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