TU intern - Februar/März 2001 - Alumni
Meinungen aus der Praxis
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Udo Heitmann
Unternehmensentwicklung |
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Zwei Themen interessieren Udo Heitmann: Unternehmensentwicklung
und Umwelt. Vor zwanzig Jahren noch passte das nicht zusammen.
Da gab es auf der einen Seite die durchaus aggressive Umweltbewegung,
auf der anderen Seite die vermeintlich bösen Unternehmen,
die ihren Profit auf Kosten der Natur einfuhren. Diese Zeiten
sind vorbei. Inzwischen sind die grünen Themen im kollektiven
Bewusstsein verankert, die meisten Unternehmen haben Umwelt-Abteilungen.
Doch genau das ist das Problem. "Das Thema Umwelt hat sich
abgenutzt", sagt Udo Heitmann. "Neue Impulse sind dringend
notwendig." Die BSE-Krise macht das auf ihre Weise deutlich.
Udo Heitmann, Jahrgang 1960, arbeitet heute als Unternehmensberater
mit dem Ziel, nachhaltige Unternehmensentwicklung zu befördern.
Er verließ mit 15 Jahren die Realschule im norddeutschen
Coburg und machte eine Ausbildung als Vermessungstechniker beim
Katasteramt. Mit 19 Jahren besuchte er ein Wirtschaftsgymnasium,
das er nach zwei Jahren mit der Fachhochschulreife abschloss.
Mit 24 Jahren machte er dann den großen Schnitt. Er wanderte
in die USA aus. Hier beschritt er den American Way of Life. Er
arbeitete zunächst auf der Farm eines Verwandten und fuhr
Mähdrescher. Später verdingte er sich bei einem Architekten
als Zeichner. Schließlich hat er sich zum Unternehmer hochgearbeitet
und handelte zuletzt mit Umweltschutzpapieren. "Das waren
so meine Lehr- und Wanderjahre."
Doch Ende der 80er Jahre stürzte Udo Heitmann in eine tiefe
Krise. "Als in Berlin die Mauer fiel, war mir klar: Ich muss
zurück nach Deutschland." Ihn faszinierten vor allem
die Veränderungsprozesse in Ostdeutschland, Osteuropa und
Russland. Ohne ein Wort Russisch zu können, reiste er 1990
für eine Woche in die ehemalige Sowjetunion. Dort lernte
er sofort Leute kennen und fand Freunde. "Wir haben uns eben
mit Händen und Füßen unterhalten", erinnert
er sich heute. 1992 dann fuhr er für zwei Monate an den Baikalsee
und arbeitete dort mit Umweltgruppen zusammen - ein bedeutender
Aufenthalt, denn hier lernte er seine Frau kennen.
Im gleichen Jahr, mit inzwischen 32 Jahren, schrieb er sich an
der TU Berlin für den Studiengang Landschaftsplanung ein.
Doch er gab sich mit diesem Fach nicht zufrieden, sondern suchte
sich an allen erreichbaren Hochschulen heraus, was ihn interessierte.
So belegte er an der Hochschule der Künste
(HdK) Wirtschaftskommunikation und an der Filmhochschule Babelsberg
Dramaturgie.
Neben seinem Studium knüpfte Udo Heitmann fleißig Kontakte.
Als er mit einem Babelsberger Filmteam wieder einmal am Baikalsee
war, lernte er einen Manager der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit
(GTZ) kennen. Man lag auf einer Linie. Und so hat er 1994 für
die GTZ einen Workshop über "Zielorientierte Projektarbeit"
als Ko-Moderator in Moskau geleitet. Weil das gut lief, hat Udo
Heitmann seitdem zahlreiche Projekte für die GTZ, aber auch
für die Heinrich-Böll-Stiftung
und die Deutsche Stiftung für Internationale Entwicklung
(DSE) gemanagt.
Das Studium der Landschaftsplanung an der TU Berlin wurde zunehmend
zu einer Nebenbeschäftigung. Dennoch schloss er es 1998 ab.
Seine Diplomarbeit schrieb er über eines der Projekte, für
die er gerade arbeitete: die Wirtschaftsrechtsreform in Moldawien.
Im Anschluss an sein Studium machte er in Österreich eine
zweijährige Zusatzausbildung - nebenher wurde natürlich
weitergearbeitet - für nachhaltige Organisations- und Unternehmensentwicklung.
Das hat ihn so fasziniert, dass er sich auf diesen Bereich spezialisierte.
Ziel der nachhaltigen Organisations- und Unternehmensentwicklung
ist es, beispielsweise die Idee des so genannten "Natural
Step" in Unternehmen zu etablieren. Was heißt das?
Zum Beispiel hat McDonalds Schweden durchgesetzt, dass in den
schwedischen Filialen ausschließlich Fleisch aus biologischer
Züchtung in den Hamburgern verarbeitet wird und die Verpackungen
aus recyclebarem Material bestehen. Es geht also um konsequente
umweltgerechte Produktion. Udo Heitmann hat es sich zum Ziel gesetzt,
die Idee des Natural Step auch in Deutschland weiter zu verbreiten.
ths
Leserbriefe
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