TU intern - Februar/März 2001 - Menschen
Förderpreis:

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz

Der Landesverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften hat zum sechsten Mal den Förderpreis für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes vergeben. Den ersten Preis und 6000,- DM erhielt Wolf-Rainer Thöns vom Fachbereich Bauingenieurwesen und Angewandte Geowissenschaft der TU Berlin. Mit dem zweiten Preis und 3000,- DM wurde Carsten Krell vom Fachbereich Maschinenbau und Produktionstechnik der TU Berlin ausgezeichnet.

PLANUNGS- UND ORGANISATIONSFEHLER AUF BAUSTELLEN

Wolf-Rainer Thöns Diplomarbeit "Grundlagen und Erfahrungen bei der Umsetzung der Baustellenverordnung (BaustellV)" beschäftigt sich mit der in Deutschland geltenden Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz auf Baustellen. Fast zwei Drittel aller Unfälle auf Baustellen geschehen aufgrund von Planungs- und Organisationsfehlern. Hinzu kommen noch die bekannten Belastungen durch Kosten und Zeitdruck im Baugeschehen. Im Rahmen seiner Arbeit führte Wolf-Rainer Thöns umfangreiche Recherchen durch und analysierte die Erfahrungsberichte von drei großen Projekten im Hochbau, Tiefbau und im Sanierungsbereich. Darüber hinaus untersuchte er die Umsetzung der EU-Richtlinien in anderen EU-Staaten. Neben einer kritschen Bewertung der Einzelelemente gibt der Preisträger mit seiner Arbeit konstruktive Hinweise auf praxisorientierte Verbesserungsvorschläge.

Der 1956 in Berlin geborene Wolf-Rainer Thöns legte nach einer Tätigkeit als Chemiearbeiter, einer Ausbildung und mehreren Tätigkeiten als Erzieher sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg ab. Im Anschluss nahm er 1988 ein Studium der physikalischen Ingenieurwissenschaften an der TU Berlin auf. 1991 wechselte er zum Studium des Bauingenieurwesens an der TU Berlin, welches er im Frühjahr 2000 erfolgreich abschließen konnte. Seit März 2000 ist er als Bauingenieur bei "bmh architekten und ingenieure" in Berlin beschäftigt. Ab Mitte Februar 2001 wird er als freier Mitarbeiter an einem Hotelprojekt in Spanien mitarbeiten.

MENSCHLICHES VERSAGEN

Arbeitsunfälle werden oftmals durch menschliches Versagen verursacht. Um Schutzmaßnahmen treffen zu können, ist die vorausschauende Analyse der menschlichen Zuverlässigkeit von großer Bedeutung. Es liegen mittlerweile zahlreiche Methoden vor, die in der Praxis bei der Gestaltung und Bewertung von Arbeitsplätzen, an denen durch Fehlhandlungen Betriebsunfälle geschehen können, eingesetzt werden. Allerdings haben diese Methoden immer wieder Schwächen gezeigt, und die Forderung nach neuen psychologisch fundierten Methoden wurde laut. Carsten Krell wendet in seiner Diplomarbeit "Analyse der menschlichen Zuverlässigkeit im Cockpit des Airbus A340 mit CREAM" die neuartige Methode CREAM (Cognitive Reliability and Error Analysis Method) an. Diese Methode wurde hier zur Analyse der Handlungszuverlässigkeit für verschiedene Arbeitsprozesse im Cockpit eines Verkehrsflugzeuges eingesetzt. Beim Vergleich unterschiedlicher Systemvarianten der Kommunikation zwischen Piloten und Flugsicherung konnten keine negativen Auswirkungen auf die Handlungszuverlässigkeit durch Automatisierung einzelner Arbeitsschritte nachgewiesen werden. Zum anderen stellte sich die Frage, ob luftfahrtspezifische und generelle Verbesserungsansätze für die Methode selbst formuliert werden können. Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass CREAM für die Praxis eine viel versprechende Methode darstellt, und gibt wichtige Anhaltspunkte für sinnvolle Verbesserungen der Methode bzw. Anhaltspunkte für eine kritische Interpretation der Analyseergebnisse.

Carsten Krell wurde 1972 in Buenos Aires, Argentinien, geboren und studierte von 1992 bis 1999 Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Berlin. Zur Zeit ist er als Quality Assurance Manager in der Abteilung Technik der Air Berlin GmbH & Co. Luftverkehr KG beschäftigt.

mika


Leserbriefe

  TU intern -
     Februar/März
        2001


© 2-3/2001 TU-Pressestelle