TU intern - Februar/März 2001 - Aktuelles
Transrapid:
Deutsche Magnettechnologie ist doch wieder gefragt
Nach dem Geschäft mit China kommt der Transrapid auch
in Deutschland wieder in Fahrt |
Nach dem Aus für die Strecke Hamburg-Berlin schien das Projekt
Transrapid endgültig begraben. Deutschland war wieder einmal
auf dem Weg, eine der modernsten Technologien auf das Abstellgleis
zu befördern. Doch inzwischen nimmt der Transrapid wieder
Fahrt auf. Mitte Januar hat die chinesische Regierung einen Kaufvertrag
unterzeichnet. Ab 2003 soll der Transrapid auf der 35 km langen
Strecke vom Zentrum Shanghais zum Flughafen Pudong fahren.
Seitdem ist der Transrapid auch in Deutschland wieder im Gespräch.
In der engeren Wahl sind inzwischen noch zwei Strecken: eine Verbindung
zwischen Düsseldorf und Dortmund sowie eine Verbindung zwischen
München Hbf und München Flughafen. Für diese beiden
Strecken werden in den kommenden zwölf Monaten vertiefte
Machbarkeitsstudien durchgeführt. An der Studie für
Nordrhein-Westfalen wird auch die TU Berlin mit ihrem An-Institut für Bahntechnik
(IFB) beteiligt sein. Auftragsvolumen: rund 1,4 Millionen Mark.
Bayern setzt bei der Flughafenstrecke gezielt auf den Technologieeffekt.
"Mit Lufthansa und
Flughafengesellschaft stehen für die Investition von rund
drei Milliarden Mark potente Partner parat", so Peter Mnich,
Professor am Institut für Straßen- und Schienenverkehr
der TU Berlin und Geschäftsführer des IFB. "Sie
haben ein großes Interesse daran, ihre Fluggäste so
schnell wie möglich ins Münchner Zentrum zu bringen."
Während die S-Bahn eine Dreiviertelstunde braucht, könnte
der Transrapid in zehn Minuten die Bayerische Metropole erreichen
- für Geschäftsreisende mit prall gefülltem Terminkalender
ein äußerst attraktives Angebot.
Für die mit knapp acht Milliarden Mark kalkulierte Strecke
Düsseldorf-Dortmund sind die Aussichten ebenfalls positiv.
Als Hauptbetreiber käme hier zurzeit nur die Deutsche Bahn AG
in Frage, es sei denn, das Land Nordrhein-Westfalen schriebe das
Projekt öffentlich aus und ließe gegebenenfalls ein
Konkurrenzunternehmen der Bahn ans Werk. Dann herrschte zwischen
Düsseldorf und Dortmund knallharter Wettbewerb, der für
alle Beteiligten ein hohes Risiko, aber auch große Chancen
darstellt. Noch aber steht das nicht zu befürchten, denn
die Bahn besitzt im Schienenverkehr noch eine Monopolstellung.
Die bröckelt zwar, wird aber wohl mindestens noch ein Jahrzehnt
Bestand haben, schätzt Peter Mnich.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung setzt bei der
Transrapidstrecke - anders als Bayern - in erster Linie auf den
Arbeitsmarkteffekt. Seit Jahren schon hält das Land Ausschau
nach Alternativen zum Auslaufmodell Stahlförderung. Doch
das Hauptproblem liegt bei den Kosten. Nordrhein-Westfalen wird
die acht Milliarden nicht alleine aufbringen können. Im Topf
des Bundes für den Transrapid sind inzwischen nur noch fünf
Milliarden Mark - genug für Bayern, zu wenig für Nordrhein-Westfalen.
Wie bei der Strecke Hamburg-Berlin stellt sich auch bei den Strecken
in Bayern und Nordrhein-Westfalen die Frage, ob der Transrapid
aus verkehrspolitischer Sicht sinnvoll ist. "Kurzfristig
nein, langfristig ja", antwortet Peter Mnich. Aber: "Wir
brauchen eine Strecke aus technologischen Gründen. Nur durch
einen solchen Schaufenstereffekt können wir mit dem Transrapid
ins internationale Geschäft einsteigen. Es ist schon absurd,
dass internationale Interessenten jetzt nach China reisen müssen,
um sich dort deutsche Ingenieurskunst vorführen zu lassen."
Trotz einer Transrapid-Strecke in China wird das internationale
Geschäft ohne eine Strecke in Deutschland nur schwer in Gang
kommen. Neben China gibt es erste Planungen für Strecken
in den USA, so zwischen Washington und Baltimore sowie zwischen
Pittsburgh und Pittsburgh Airport. Doch diese Pläne sind
noch weit von einer Realisierung entfernt. Am meisten werden die
Planer in den USA damit zu kämpfen haben, Kunden zu finden.
Denn bei den Amerikanern ist das Zugfahren wenig populär
- Autofahren ist alles. Aber Peter Mnich ist optimistisch: "Die
Amerikaner werden schon einsehen, dass sie mit dem Transrapid
schneller als mit dem Auto ans Ziel kommen."
Thomas Schulz
Für die chinesischen Gaststudierenden an der TU Berlin
wird das Institut für Straßen- und Schienenverkehr,
Fachgebiet Betriebssysteme elektrischer Bahnen/Neue Bahntechnologien,
eine spezielle Vorlesung zum Thema Transrapid anbieten.
http://www.bahnsysteme.tu-berlin.de
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