TU intern - Februar/März 2001 - Aktuelles

Zwiespältige Historie

Stimmen zu Preußen

Der "Spiegel" brachte es auf den Punkt: "Es war die preußische Mischung aus Ost und West, aus Aufklärung und Absolutismus, aus Fortschritt und Rückständigkeit, aus Zivilisation und Barbarei, die so gegensätzliche Lager zu Bewunderern Preußens machte. Die gleiche explosive Mixtur ließ Preußen allerdings auch zum meistgehassten deutschen Staat werden." Und nun? Dieses Jahr jedenfalls soll Preußen gefeiert werden. 300 Jahre nach der folgenreichen Krönung Friedrichs I. knüpfen Berlin und Brandenburg an ihre gemeinsame Geschichte an. Bei ihrem ersten gemeinsamen kulturpolitischen Auftritt geben sie mit museumsnahen und künstlerischen Mitteln Anreize, die eigenen Vorstellungen von Preußen zu überdenken. Ein ganzes Jahr lang zeigen mehr als 100 Museen und Kulturinstitutionen den Facettenreichtum einer Epoche, die heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Ob dabei neue Einsichten herauskommen, ist eher fraglich. TU intern fragte Studierende auf dem Campus, was ihnen zum Stichwort Preußen einfällt. Das waren die gängigen Vorstellungen.

Konrad Schorlemer,
Produktdesign,
1. Semester
Mir fallen da als Erstes die bekannten preußischen Tugenden ein: Disziplin, Ordnung, Pflichtbewusstsein. Wenn ich an Preußen denke, denke ich auch an die großen Philosophen wie Kant oder Hegel. Und natürlich an die zahlreichen Reformen, die allerdings, das muss man wohl sagen, nicht tiefgreifend genug angelegt waren. Die Feudalherrschaft hat sich ja lange halten können - trotz aufgeklärter Postulate.
Isabel Obendorf,
Wirtschaftsingenieurwesen,
1. Semester
Ich habe früher in Bayern gewohnt und war seinerzeit immer als Preuße verrufen. Heute lebe ich in Berlin und damit im ehemaligen Preußen und gelte als Bayer. Das ist so was, was ich mit Preußen verbinde. Wenn ich an die preußische Geschichte denke, fällt mir Potsdam als einstige Residenzstadt ein. Ansonsten könnte ich noch die Stichworte Ostpreußen und Danzig einwerfen. Aber was da genau ablief, weiß ich auch nicht.
Oliver Kessler,
Verkehrswesen,
1. Semester
Preußen war ja ein Staat, der in sehr kurzer Zeit sehr erfolgreich war. Mit anderen Worten: Preußen hat einen schnellen Aufstieg erlebt. Aber: Preußen hat als Staat auch nur sehr kurz gelebt, wenn man Preußen mit anderen Staaten vergleicht. Dass Preußen ein militaristischer Staat war, wie landläufig immer zu hören ist, stimmt wohl im Grunde genommen nicht so ganz. England und Frankreich sollen, wie ich gehört habe, dreimal so viele Kriege geführt haben wie Preußen. Zu Preußen gehört dann noch der liberale Gedanke. Eigentlich hat erst Wilhelm der II. in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine härtere Gangart eingeschlagen. Seinen "Militarismus" hat er aber sicher nicht aus Spaß an der Sache, sondern aus politischen Notwendigkeiten betrieben. Also ich glaube fast, Preußen ist ein missverstandener Staat.
Martin Feese,
Architektur,
15. Semester
Im Zusammenhang mit Preußen muss ich an Kaiser und Könige, Potsdam, die Konkurrenz zu Bayern denken. Ansonsten bleibt von Preußen die preußische Geschichte, die insgesamt doch von liberalen und freiheitlichen Gedanken und Überzeugungen geprägt war. Daraus ist für die Gegenwart und die Zukunft einiges zu lernen. Aber eigentlich kenne ich mich da nicht so aus, um Genaueres sagen zu können.
Klaus Henschel,
Physikalische Ingenieurwissenschaft,
5. Semester
Ich denke bei Preußen zuerst an Beamtenstaat und Ordnung. Ich denke aber auch an die Freiheit der Bürger. Die Freiheit gewährte Preußen allerdings nur unter sehr klar definierten Voraussetzungen, nämlich so lange der Bürger den Staat nicht angegriffen hat. Mehr kann ich eigentlich nicht sagen.
Maik Lach,
Mathematik,
1. Semester
Wenn ich an Preußen denke, fällt mir als Erstes das Stichwort Militarismus ein. Preußen war eben stark vom Militär geprägt - ich denke da allerdings weniger an die Schlesischen Kriege als vielmehr an das Ende der preußischen Geschichte. Dann muss ich an alte Tugendbegriffe wie Pünktlichkeit und Fleiß denken.
Markus Gräber,
Wirtschaftsingenieurwesen,
1. Semester
Ich denke bei Preußen an Kaiser, Könige, Reiter. Ansonsten interessiere ich mich nicht für Geschichte. Ich habe das Fach in der Schule so früh wie möglich abgewählt und damit hat sich für mich das Thema erledigt.
Andre Vtelinski,
Bauingenieurwesen,
9. Semester
Erst einmal fällt mir zu Preußen gar nichts ein. Was ich weiß ist, dass es Preußen einmal gab, dass zwischen Preußen und Bayern immer eine Art "Konkurrenzkampf", Zwiespalt herrschte. Ansonsten hat die preußische Geschichte mit der heutigen Gegenwart nicht mehr viel zu tun. Aber eigentlich habe ich da nicht so die Ahnung.


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