TU intern - Januar 2001 - Internationales

Ein attraktiver Wissenschaftsstandort

Im Nord-Westen Chinas entsteht eine neue Universität


Verwaltungsgebäude der Yangling-Universität

Die chinesische Wissenschafts- und Hochschullandschaft ist im Umbruch. Das zeigt sich beispielhaft an der Gründung der "Northwest Science and Technology University of Agriculture and Forestry" in Yangling. Hartmut Kenneweg, Professor am Institut für Landschaftsentwicklung der TU Berlin, besuchte Mitte November des vergangenen Jahres die neue Universität im Reich der Mitte.

Die als eine der "national key universities" bezeichnete "Northwest Science and Technology University of Agriculture and Forestry" ist keine Neugründung im eigentlichen Sinne. Vielmehr wurden zwei bislang voneinander unabhängige Universitäten zusammengefasst und durch Angliederung von fünf weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen komplettiert. Mit dieser Universität, der auch Institute der chinesischen Akademie der Wissenschaften angeschlossen sind, soll eines der größten Wissenschaftszentren im Nord-Westen Chinas entstehen. Neben der Land- und Forstwirtschaft gibt es Fakultäten wie Wirtschaftswissenschaften, Maschinenbau und Elektrotechnik, Life Sciences sowie Informatik. Dabei wird die traditionelle Trennung zwischen Lehreinheiten und Forschungsinstituten aufgehoben. Neues Leitbild ist die Einheit von Forschung und Lehre.

Die starke Förderung der neuen Einrichtung durch die Zentralregierung wird durch große Investitionen in die lokale Infrastruktur begleitet, und zwar als Teil des Programms "Entwicklung West-Chinas". Neben guten Bahn- und Straßenanbindungen soll die Attraktivität der Stadt Yangling durch ein neues Wassersportzentrum, Großtribünen, Uferpromenaden aus poliertem Naturstein und mehreren Großhotels gesteigert werden. Beeindruckend ist das im vergangenen Jahr eröffnete Messegelände für internationale Agrar- und Technikmessen. Erdgasbeheizte Gewächshauskulturen, die auch für den Export produzieren sollen, werden im großen Stil nach holländischem Vorbild angelegt.

GROSSE FORSCHUNGSANLAGEN


Campus der Yangling-Universität
Die neue Universität zeichnet sich vor allem durch ihre sehr gut ausgestatteten Labore und Versuchsanlagen aus, die teilweise Hunderte Kilometer von Yangling entfernt liegen und nur im Sommer betrieben werden können. In unmittelbarer Nähe zur Universität gibt es beispielsweise eine 3000 m2 große und 24 m hohe Halle für die Erosionsforschung, in der ganze Landschaften mit bis zu 100 m langen Hängen modelliert bzw. "nachgebaut" und mit beliebigen Niederschlagsmengen berieselt werden können. Es ist geplant, die Erosionsforschung um die Forschungsfelder Wüsten- und Halbwüsten- sowie Waldökologie zu erweitern.

Überraschend ist auch das begleitend zum Institut für Pflanzenschutz und seiner wohl weltweit berühmten Insektensammlung angelegte "Entomologische Museum", das nach modernsten museumspädagogischen Gesichtspunkten aufgebaut und mit großem wissenschaftlichem Aufwand ausgestaltet wurde.

Von Beginn an setzte die "Northwest Science and Technology University of Agriculture and Forestry" auf Internationalität. Auf allen Ebenen wird intensiv daran gearbeitet, die historisch, aber auch sprachlich bedingte wissenschaftliche Isolation zu überwinden und sich dem internationalen Diskurs zu öffnen, mit dem Ziel, eigene Vorhaben, Methoden und Forschungsergebnisse anhand internationaler Erfahrungen zu verifizieren. Umweltschutz, auch in der Landschaft, wird inzwischen als wichtig angesehen.

Übrigens stehen die Berliner Universitäten auf dem Wunschzettel für Kooperationen ganz oben.

Prof. Dr. Hartmut Kenneweg


Leserbriefe

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    Januar 2001


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