TU intern - Januar 2001 - Internationales
Kein englischer Patient
Wie sich staatliche Hochschulen in Zeiten knapper öffentlicher
Kassen helfen können, macht die Universität Warwick
vor. Die mittelenglische Hochschule finanziert sich inzwischen
zu zwei Dritteln durch privatwirtschaftliche Aktivitäten.
Der Geschäftsbericht der Hochschule, die rund 15000 Studenten
zählt, könnte hiesige Hochschulkämmerer neidisch
machen. Die in den sechziger Jahren gegründete Uni erwirtschaftet
im Haushaltsjahr 1999/2000 über 100 Millionen Pfund aus privaten
Mitteln.
Dem war aber nicht immer so: Von den Sparmaßnahmen der Thatcher-Ära
besonders betroffen, setzte die Universität auf Einsparungen
und eigene wirtschaftliche Tätigkeiten. Und die brachten
immer mehr Geld ein. Heute füllen verschiedene Einnahmequellen
die Kassen.
Die Einnahmen aus Lehre und Forschung der Warwick Business School
etwa betrugen im Wirtschaftsjahr 1998/99 allein 15 Millionen Pfund
- 9 Prozent mehr als im Etat davor. Dazu beigetragen hat ein breites
Angebot von Weiterbildungskursen für Führungskräfte.
Im Schnitt streben etwa 2000 Manager den Warwick MBA an. Ausländische
Studenten zahlen zudem kräftig Studiengebühren. Daneben
treibt die Business School aktiv Forschungsgelder ein. Der Anteil
der staatlichen Finanzierung liegt an der Business School mittlerweile
unter 15 Prozent.
Die von einem Maschinenbau-Professor 1980 gegründete Warwick
Manufacturing Group (WMG) bietet produktorientierte Forschung
und Entwicklung sowie ingenieurwissenschaftlich basierte Managementweiterbildung
an. Mit dieser Ausrichtung hatte die WMG bereits wenige Jahre
nach ihrem Start so viel Erfolg, dass sich namhafte Firmen wie
Rolls Royce, Rover und British Aerospace mit ihr zusammentaten.
Heute können die Warwicker eine stolze Liste von mehr als
300 Unternehmen vorzeigen, die ihre Dienste in Anspruch nehmen.
Und dies geschieht nicht nur in Mittelengland, sondern auch in
Außenstellen in China, Malaysia, Indien, Thailand und Südafrika.
Die Attraktivität der Uni erklärt sich aus dem hohen
Forschungsrenommee mit Bestplatzierungen in den Hochschulvergleichen.
So lag Warwick 1996 auf Platz vier des nationalen Rankings. Die
Produktpalette, mit der die Universität auch in anderen Bereichen
zu Pfund und Pennies kommt, ist bunt: Die englische Alma Mater
kassiert Studiengebühren, Spenden- und Sponsoringgelder,
Einnahmen aus Patentgebühren sowie Forschungsdrittmittel.
Sie betreibt Konferenzcenter, Wohnungen, Restaurants, Shops und
ein kulturelles Veranstaltungszentrum auf dem Campus.
Dieser Geldsegen kommt den Geisteswissenschaften ebenfalls zugute
- auch deshalb hat die Uni Warwick schon die Konkurrenz aus Oxford
beim Ranking der Geschichtswissenschaften in den Schatten gestellt.
Institut der
deutschen Wirtschaft, Köln
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