TU intern - Januar 2001 - Vermischtes
Ein Beitrag zum Preußen-Jahr
Neue Planfunde zu den Bauprojekten König Friedrichs I.
in Berlin und Potsdam
Das Potsdamer Stadtschloss in einer Entwurfsskizze |
In einem Archiv in Hannover hat sich vor kurzem ein umfangreicher
Planbestand gefunden, der frühe Entwürfe zu den Berliner
und Potsdamer Barockschlössern, daneben zahlreiche andere
Monumente aus der Zeit um 1700 in Originalzeichnungen zeigt. Vor
dem Hintergrund der laufenden Diskussion um die Rekonstruierbarkeit
der Stadtschlösser in Berlin und Potsdam hat dieser Fund
über die wissenschaftliche Bedeutung hinaus auch einen sehr
aktuellen Bezug zu Fragen der Denkmalpflege.
Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts wurden die politischen Bemühungen
der Hohenzollern durch ein umfangreiches Bauprogramm flankiert.
Berlin sollte durch Umgestaltung des Stadtschlosses, Neubau des
Domes, Anlage der Langen Brücke, der Alten Post, des Hetzgartens
und des Zeughauses sowie durch den monumentalen Ausbau des Münzturmes
zu einem "Neuen Rom" ausgebaut werden. Ein Teil dieses
übergroßen Bauprogramms konnte realisiert werden, andere
Projekte wie der Bau des Münzturmes scheiterten. Gleichzeitig
erfolgte der Ausbau der königlichen Schlösser im Umland,
unter denen Potsdam mit der Umgestaltung von Schloss und Garten
und der Anlage einer Kaskade am Brauhausberg eine hervorragende
Stellung einnahm.
Diese Baumaßnahmen sind in der Forschung schon seit langem
ausführlich gewürdigt worden. Dabei war stets der Mangel
an Planmaterial aus der Entstehungszeit der Bauten zu beklagen.
So war es schwer, die jeweilige Entwurfsgeschichte zu ergründen.
Von Andreas Schlüter, Johann Arnold Nering, Eosander von
Göthe und Jean de Bodt, den herausragenden Baumeistern dieser
Epoche, haben sich kaum Zeichnungen in den preußischen Archiven
erhalten. Vor diesem Hintergrund gewinnt ein Plankomplex hervorragende
Bedeutung, der auf den späteren kurhannoverschen Hofarchitekten
T. Henry Reetz (1680- 1765) zurückgeht.
Während seiner Ausbildungszeit und frühen Berufstätigkeit
als Mitarbeiter der Berliner Architekten hat Reetz viele der heute
verlorenen originalen Planzeichnungen kopiert. Diese sind in seinem
Nachlass in Hannover erhalten geblieben. Die Auswertung dieses
Materials zeigt bisher unbekannte Entwürfe zu den genannten
Großbauprojekten und gewährt neue Erkenntnisse zum
heute weitgehend verlorenen Baubestand dieser Zeit.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die Rekonstruierbarkeit
der Stadtschlösser in Berlin und Potsdam sowie der Zukunft
zahlreicher bedeutender Monumente und die Reparatur des klassischen
Berliner Stadtbilds gewinnen diese Pläne eine besondere Aktualität
für die Berliner und Potsdamer Denkmaldebatte.
Prof. Dr. Johannes Cramer
Im Rahmen des Berliner Kolloquiums zur Bauforschung und Denkmalpflege
der TU Berlin wird Dipl.-Ing. Bernd Adam, Universität Hannover,
am 29. 1. 2001 um 20.00 Uhr im Hörsaal A 053 des Architekturgebäudes
der TU Berlin über "Neue Planfunde zu den Großbauprojekten
König Friedrichs I. in Berlin und Potsdam" sprechen.
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