TU intern - Januar 2001 - Hochschulpolitik
Forschungspolitik:
Spitzenwissenschaftler lassen grüßen
Da
präsentiert die Ministerin für Bildung und Forschung,
Edelgard Bulmahn, stolz ihren Haushalt, der durch die UMTS-Zinserlöse
kräftig aufgestockt werden konnte. Eines ihrer zentralen Ziele
ist die Gewinnung internationaler Spitzenwissenschaftler für
die deutschen Forschungseinrichtungen. Anderntags tritt der Präsident
der Max-Planck-Gesellschaft (MPG),
Hubert Markl, vor die Presse und teilt mit, was er davon hält,
dass der Haushalt der MPG in diesem Jahr nur um drei Prozent wachsen
wird.
NUR DREI PROZENT MEHR FÜR DIE MPG
Ein "enttäuschendes Ergebnis". So kommentierte
der Präsident der MPG kurz und bündig die nur dreiprozentige
Steigerung seines Haushalts. Dabei hatte doch selbst die Kommission
zur Systemevaluierung von Deutscher Forschungsgemeinschaft und
Max-Planck-Gesellschaft eine Steigerung von mindestens fünf
Prozent empfohlen, und zwar mit dem Argument, dass anders der
internationale Wettbewerb nur schwer zu bestehen sei.
Schon seit Jahren nämlich hat die MPG Schwierigkeiten, international
renommierte Wissenschaftler an ihre Institute zu holen. Und diese
Schwierigkeiten dürften künftig noch wachsen. Denn,
so wusste Hubert Markl zu berichten: Wissenschaftsorganisationen
wie die US-amerikanische National Science Foundation
und die National Institutes of Health
können in diesem Jahr mit einem Haushaltszuwachs von jeweils
14 Prozent rechnen.
Kürzungen in den Haushalten der Max-Plack-Institute soll
es nicht geben, wohl aber bei den zentralen Programmen, die von
der MPG konzipiert werden. Kaum ins Leben gerufen, sieht sich
die MPG beispielsweise gezwungen, an ihren Planungen für
die im vergangenen Jahr gegründeten ersten zehn "International
Max Planck Research Schools" Abstriche zu machen. Das kündigte
der MPG-Präsident auf der Jahrespressekonferenz in Berlin
an. Ziel der Research Schools ist es, die internationale Zusammenarbeit
zu fördern und ausländische wissenschaftliche Nachwuchskräfte
für eine Promotion in Deutschland zu gewinnen. Sieben der
zehn Research Schools haben inzwischen 102 Doktoranden und 35
Bachelor-Studierende aufgenommen und bereits ihr Ausbildungsprogramm,
das mit der Promotion abschließt, gestartet. 105 junge Wissenschaftler
stammen aus dem Ausland, insbesondere aus den ost- und südosteuropäischen
Staaten, aus Indien oder China. Die Doktoranden und Studierenden
wurden in erster Linie durch persönliche Auswahlgespräche
und über das Internet gewonnen.
ABSTRICHE BEI INTERNATIONALISIERUNG
Für das Jahr 2001 ist, nach entsprechender Begutachtung und
Evaluation, die Einrichtung weiterer International Max Planck
Research Schools geplant. "Angesichts des geringeren Haushaltszuwachses
wird die MPG prüfen müssen", so Pressesprecher
Dr. Bernd Wirsing auf Nachfrage, "ob der Plan, in den nächsten
Jahren 30 Research Schools zu gründen, in vollem Umfang realisiert
werden kann." Die Internationalisierung des deutschen Wissenschaftsstandortes
könnte somit einen Rückschlag erleiden. Während
die USA inzwischen ein Drittel der weltweit 1,8 Millionen mobiler
Studierender anwerben, kommen nach Deutschland nur acht Prozent.
Da ist die Marketing-Offensive, die der Deutsche Akademische Austauschdienst
(DAAD) und die Hochschulrektorenkonferenz
(HRK) starten wollen, durchaus eine konsequente Initiative. Nur
hilft reden im Ausland wenig, wenn sich vor Ort nichts an den
Bedingungen für Studierende und Wissenschaftler ändert.
Die TU Berlin erfährt das am eigenen Leib: Durch weitere
Haushaltskürzungen und den daraus resultierenden Einstellungsstopp
fragt man sich, wovon die ausländischen Wissenschaftler,
von der teuren Elite gar nicht zu reden, bezahlt werden sollen.
ths
http://www.mpg.de
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