TU intern - Juli 2001 - Forschung
"Grüne" Elektr(on)ische Produkte
Forschungsprojekt soll Deutschland Wettbewerbsvorteile sichern
Blei, Quecksilber & Co. im Elektronikschrott gefährden
die Umwelt |
Die europäische Elektronikindustrie beschäftigt sich
zunehmend mit den Lebenszykluskosten und den Umweltauswirkungen
ihrer Produkte. Ein Grund ist u. a. die kurz bevorstehende endgültige
Verabschiedung zweier EU-Richtlinien zur Rücknahme von Elektro-
und Elektronik-Altgeräten sowie zur Beschränkung der
Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in elektrischen
und elektronischen Geräten. Vor diesem Hintergrund entwickeln
seit Januar diesen Jahres Wissenschaftler und Industrievertreter
aus fünf europäischen Ländern unter der Koordination
der TU Berlin im Rahmen eines mit 2 Mio. Euro geförderten
EU-Projekts ein Instrument zur Entwicklung umweltfreundlicher
und wirtschaftlicher Produkte.
In der Europäischen Union fallen gegenwärtig über
acht Millionen Tonnen Elektronikschrott pro Jahr an. Diese Menge
wächst jährlich um 3,5 Prozent. Zudem enthält der
Elektronikschrott kritische umweltgefährdende Substanzen
wie beispielsweise Blei, Quecksilber, halogenierte Flammschutzmittel
sowie flüchtige organische Verbindungen. Zur Reduzierung
dieser Probleme hat die EU-Kommission zwei Richtlinien vorbereitet,
die Anfang Juni vom Europäischen Parlament verabschiedet
worden sind. Ziel ist zum einen die Reduzierung der Abfallmenge
durch den Aufbau eines geeigneten Rücknahmesystems, durch
die Festlegung von Recyclingquoten sowie die Einführung einer
Produktverantwortung für die Hersteller. Zum anderen werden
als besonders problematisch angesehene Stoffe wie Blei in den
Lötverbindungen und halogenierte Flammschutzmittel nach einer
Übergangszeit aus den Produkten verbannt.
Nach Schätzungen kommen auf die Elektronikbranche Mehrkosten
von europaweit bis zu 7,5 Mrd. Euro pro Jahr zu. Vor diesem Hintergrund
hat sich das EU-Projekt grEEEn ("Cost Management System for
greening Electrical and Electronic Equipment") unter der
Leitung von Prof. Dr.-Ing. Günter Fleischer vom Institut für Technischen Umweltschutz
für die nächsten drei Jahre die Entwicklung einer Methode
sowie deren Implementierung als Softwaretool zur Unterstützung
der Entwicklung umweltfreundlicher und wirtschaftlicher Produkte
zum Ziel gesetzt. Für verschiedene Varianten des Produkts
sollen - jeweils über den gesamten Lebenszyklus des Produktes
- ein ökonomisches sowie ein ökologisches Profil ermittelt
werden. Methode und Software wurden in fünf Fallstudien erprobt.
"Die Unternehmen sollen in die Lage versetzt werden, sich
bereits jetzt auf die Anforderungen der neuen EU-Richtlinien einzustellen,
um durch deren frühzeitige Berücksichtigung einen Entwicklungsvorsprung
gegenüber den Konkurrenten aus Übersee zu erlangen",
so Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Günter Fleischer.
Ein Problem bei der Entwicklung des Tools sind die unterschiedlichen
Kostenrechnungssysteme und Organisationsstrukturen in den Unternehmen.
"Unser Instrument", so Projektkoordinatorin Kerstin
Lichtenvort, "muss daher sehr flexibel angelegt sein, um
diesen unterschiedlichen Randbedingungen gerecht zu werden."
Die ersten Ergebnisse des Projekts werden auf einem öffentlichen
Workshop im November diesen Jahres in Oslo präsentiert.
tui
www.grEEEn.it
Leserbriefe
|