TU intern - Juli 2001 - Menschen
Neu berufen:
|
Sergei Gorlatch
Von "schwarzer Kunst" zum methodischen Entwurfsprozess |
|
Seit September vergangenen Jahres vertritt Prof. Dr. habil. Sergei
Gorlatch das Fachgebiet Parallele und verteilte Programmierung
der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik der TU
Berlin.
Parallele und verteilte Systeme werden zunehmend in Industrie
und Forschung eingesetzt. Moderne PCs mit mehreren Prozessoren,
parallele Hochleistungsrechner oder tausende von Computern, die
zum gemeinsamen Lösen aufwendiger Probleme über das
Internet weltweit verbunden werden, basieren auf der Parallelität
und Verteiltheit. Die Softwareentwicklung für derartige Systeme
stellt aufgrund der Nebenläufigkeit und Kommunikation mehrerer
Prozesse eine große Herausforderung dar. Prof. Gorlatch
sieht sich als Verfechter mathematisch fundierter Methoden: Mit
ihrer Hilfe soll der Algorithmen- und Programmentwurf für
komplexe Systeme von einer "schwarzen Kunst" zu einem
methodischen, rechnergestützten Prozess entwickelt werden.
Für besonders vielversprechend erachtet er die so genannte
konstruktive Algorithmik. Computeralgorithmen werden dabei nicht
erfunden und ihre Korrektheit nachträglich überprüft,
sondern systematisch, garantiert korrekt, aus Spezifikationen
abgeleitet.
Seit seiner Berufung an die TU Berlin befasst sich Prof. Gorlatch
verstärkt mit aktuellen Problemen der Softwaretechnik und
Algorithmik für moderne parallele und vernetzte Systeme.
Neben zahlreichen internationalen Kooperationen arbeitet er auch
an von der Europäischen Union, der Deutschen Forschungsgemeinschaft
und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst
geförderten Forschungsprojekten mit. Dabei spielt die praktische
Erprobung der Ergebnisse stets eine wichtige Rolle. In Berlin
haben sich bereits erste Kooperationen mit den Firmen ITSO GmbH
und Cluster Labs GmbH sowie mit GMD FIRST entwickelt, die sowohl
Forschung als auch Lehre umfassen.
Prof. Gorlatch hat zwei neue Vorlesungen für das Hauptstudium
entwickelt: "Entwurf verteilter Systeme im Java-Umfeld"
sowie "Programmierung paralleler und verteilter Systeme".
Sie vermitteln modernes Fachwissen praxisbezogen und gleichzeitig
mit der einer Universitätsausbildung gebührenden formalen
Strenge und methodischem Anspruch. Das Fachgebiet organisiert
für Studierende regelmäßig Seminare zu aktuellen
Forschungsthemen, praxisnahe Projekte, die in Teamarbeit realisiert
werden, und bietet interessante Themen für Diplomarbeiten
an.
Der 1957 in Kiew, Ukraine, geborene Sergei Gorlatch studierte
von 1974 bis 1979 angewandte Mathematik und Informatik an der
Universität Kiew. Im Anschluss an sein Studium war er als
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kybernetik
der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften in Kiew tätig
und promovierte dort 1984. Als wissenschaftlicher Obermitarbeiter
und Projektgruppenleiter war er bis 1990 in der Softwareentwicklung
für den ersten in der Sowjetunion seriengefertigten Parallelrechner
mit verteiltem Speicher ES-1766 mitverantwortlich. Von 1991 bis
1992 arbeitete er als Forschungsstipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung
an der TU München. Als wissenschaftlicher Assistent und Oberassistent
war er von 1992 bis 1999 an der Universität Passau tätig,
wo er 1998 seine Habilitation abschloss.
mika
Leserbriefe
|