TU intern - Juli 2001 - Lehre & Studium
Projekt Informationszentrum
Fremdheit überwinden
Internationalisierung ist heutzutage ein häufig genutzter
Begriff. Dass Nationalitäten in Hinblick auf gemeinsame Ziele
ihre Bedeutung verlieren, ist schließlich auch eine schöne
Vorstellung. Doch grau ist alle Theorie - diese Erfahrung hat
auch Milton Amador gemacht. Der frisch gebackene Luft- und Raumfahrtingenieur
hat während seines Studiums an der TU Berlin feststellen
müssen, dass Vorurteile und Vorbehalte zwischen Deutschen
und Ausländern auch vor Studenten nicht Halt machen. In von
ihm initiierten Diskussionsrunden mit anderen ausländischen
Studierenden stellte sich heraus, dass viele andere ähnliche
Erfahrungen gemacht hatten. Auffällig ist z. B., dass sich
häufig Gruppen mit deutschen Kommilitonen auf der einen Seite
und ausländischen Studenten auf der anderen Seite bilden,
zwischen denen dann kaum Kooperation und Kommunikation stattfindet.
Die unzureichende Integration der ausländischen Studierenden
auf der zwischenmenschlichen Ebene führt dazu, dass sich
kein Wir-Gefühl innerhalb eines Studiengangs entwickelt,
die ausländischen Studenten sich in Deutschland fremd fühlen
und die Studienmotivation sinkt.
Fühlen sich ausländische Studierende in Deutschland
fremd, leidet die Studienmotivation |
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Ein ganz anderes Problem, mit dem ausländische und deutsche
Studenten zu kämpfen haben: Wie finde ich die Informationen,
die ich als Student brauche? Woher bekomme ich z. B. ein Stipendium?
Wer vermittelt mir einen Praktikumsplatz in Afrika? Wie sieht
die berufliche Situation des Fachgebietes in meinem Heimatland
aus? Bei vielen dieser Fragen helfen universitäre Einrichtungen
weiter. Nur muss man die erst einmal kennen. Manche Fragen sind
aber auch zu speziell für übergeordnete Einrichtungen.
Milton Amador hat nun ein Konzept entwickelt, wie sich die sachlichen
Probleme lösen und durch ein gemeinsames Ziel gleichzeitig
die Kontakte zwischen ausländischen und deutschen Studenten
verbessern lassen. Seine Idee: ein Informationszentrum am Institut für Luft- und Raumfahrt
für alle dort Studierenden. "Hier könnten Datenbanken
zu fachlichen Themen erstellt werden, Informationen zusammengetragen
und Kontakte zu verschiedenen Institutionen innerhalb und außerhalb
der Universität vermittelt werden", erläutert er.
Dieses Projekt sollte selbstverständlich von ausländischen
und deutschen Studenten gemeinsam getragen werden. Da viele Studenten
sich ihren Lebensunterhalt verdienen müssen und ihnen die
Zeit für eine ehrenamtliche Tätigkeit fehlt, sollte
für dieses Projekt eine studentische Hilfskraft-Stelle eingerichtet
werden. Die zuständigen Studenten sorgen dann für die
Pflege der Datenbanken und beraten ihre Kommilitonen, wohin sie
sich mit einem bestimmten Problem wenden können. Bei knappem
Uni-Etat ist die Finanzierung sicher nicht ganz problemlos. "Es
geht auch darum, mit welchem Bild von Deutschland die Studenten
wieder in ihre Heimatländer zurückgehen, meint Milton
Amador, "und die Universität ist auch die Vorbereitung
auf eine Zusammenarbeit von Deutschen und Ausländern im Beruf."
Internationalisierung kann letztlich nur funktionieren, wenn sie
ganz unten ansetzt - bei den zwischenmenschlichen Beziehungen.
bm
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