TU intern - Juli 2001 - Fakultätentag
Stadt des Wissens - Wissen in der Stadt
Beispiel für ökologisches Bauen: Niedrigenergiehaus
der GSW in Berlin-Kreuzberg |
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Kultur und Wissenschaft, so heißt es immer wieder, seien
die prächtigen Pfunde Berlins in der Zukunft. So können
wir in den Richtlinien des rot-grünen Übergangssenats
lesen: "Die Stadt des Wissens weiter ausbauen".
Ganz sicher war man sich allerdings doch nicht, wie es mit der
Zukunft der Stadt bestellt sei, nachdem die Prognosen der frühen
90er Jahre - vorsichtig gesagt - etwas daneben lagen. Und so hat
die Stadt eine Zukunftsstudie in Auftrag gegeben, die BerlinStudie.
Auch diese Studie bestätigt: Berlin soll und wird eine Stadt
der Kultur und des Wissens sein.
Was heißt das für die TU Berlin? Natürlich ist
die TU Berlin bereits vorbildlich offen gegenüber der Stadt,
aber das kann nur der Ausgangspunkt sein, der Ausgang für
weitere Überlegungen. Öffnung: das heißt Öffnung
der Universität für mehr Weiterbildung, das heißt
Präsentation und Diskussion des generierten Wissens in der
städtischen Öffentlichkeit.
Wo finden an der TU Berlin z. B. öffentlichkeitswirksame
Veranstaltungen der Wissens-Vermittlung und der Wissens-Debatte
statt? Es fallen sofort drei wichtige Gebäude ein: das Mathematikgebäude,
das Hauptgebäude und das Architekturgebäude. Hier stellt
sich aber gleich eine weitere Frage: Wie präsentiert sich
die TU Berlin in der Stadt? Das Bild der Technischen Universität
heute ist etwas verstaubt, Ausdruck des Gestaltungswillens vor
allem der 50er und 60er Jahre, dem später die Kraft entschwunden
ist, sich zu erneuern. Das gilt nicht nur, aber vor allem für
den bedeutendsten Stadtraum der TU Berlin: den Abschnitt der Straße
des 17. Juni zwischen Charlottenburger Tor und Ernst-Reuter-Platz.
Wer erkennt schon als Ortsfremder, dass er sich hier im Herzen
einer der größten Universitäten Europas befindet?
Der stadträumliche Zustand der TU Berlin ist nach außen
wie innen reformbedürftig.
Was aber tun in einer Universität, die all ihre Kräfte
auf die Reform der Institutionen und ins Sparen konzentrieren
muss? Soll die notwendige weitere Öffnung und gestalterische
Erneuerung der TU Berlin auf eine bessere Zukunft verschoben werden?
Wir wissen alle, dass das nicht der Königsweg ist. Wir haben
schlummernde Ressourcen an der TU Berlin, die für die Erarbeitung
einer solchen Konzeption mobilisiert werden können.
Wohin eine solche Konzeption gehen könnte, kann ich hier
nur andeuten - und zwar auf der stadtplanerischen und gestalterischen
Ebene. Tatsächlich sind ja schon viele Vorschläge unterbreitet
worden, sie müssen allerdings verdichtet werden in einer
Art TU-Studie, einer BerlinStudie im Kleinen. Solche Vorschläge
betreffen etwa die Umgestaltung der Straße des 17. Juni
zwischen Stamm- und Nordgelände zu einem Universitätsforum,
auf dem der ruhende Verkehr drastisch eingeschränkt werden
muss. Zur Diskussion gestellt werden muss auch der Namen des U-Bahnhofes
Ernst-Reuter-Platz, der - wie in anderen Städten auch - erweitert
werden könnte, zu einem U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz/Technische
Universität Berlin.
Verändert wird bereits unser Architekturgebäude hier,
das bald ein modernes, allen Erfordernissen genügendes Ausstellungsforum
erhalten wird. Damit kann die Außenwirkung dieses Gebäudes
weiter gesteigert werden, hin zu einem Architektur- und Städtebauforum,
das das Bild der TU Berlin in der Öffentlichkeit wesentlich
mit prägt. Von herausragender Bedeutung ist ohne jeden Zweifel
der Neubau der Universitätsbibliothek. Mit diesem Neubau
wird der westliche Eingangsbereich in das Stammgelände neu
gestaltet. Die Bibliothek kann zu einem Motor der Neubestimmung
des Verhältnisses zwischen der TU Berlin und der Stadt werden.
Welchen Beitrag kann unsere neue Fakultät leisten? Unsere
Fakultät beheimatet Wissenschaftsfelder, die zu einer Erneuerung
der Universität konzeptionelle Beiträge liefern können.
Das betrifft vor allem die gestalterische Dimension, die bauliche
und freiräumliche, aber auch die ökologische und soziale
Dimension. Aber auch andere Fakultäten sind gefragt. Ich
erwähne nur die Stichwörter Stadt-Marketing und neue
Finanzierungsformen. Was wir an unserer Fakultät leisten
können, ist eine breite gestalerische Debatte und entwurfliche
Vorarbeit. Dafür bedarf es allerdings eines programmatischen
und institutionellen Projektes, das man vielleicht TU Berlin 2010
nennen könnte.
Prof. Dr. Harald Bodenschatz
Leserbriefe
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