TU intern - Juni 2001 - Aktuelles

Bionik: Neues Kompetenznetz

Finanzspritze von 4,7 Millionen Mark für drei Jahre


Evolution im Strömungsbogen: Der Roboter verändert die Krümmung des Rohrbogens und misst den Strömungswiderstand so lange, bis er möglichst gering geworden ist

Mit insgesamt 4,7 Millionen Mark stattet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das neue Kompetenznetz Bionik aus, dessen Leitung der TU Berlin übergeben wurde. Ziel des neuen Netzwerkes ist es, die Aktivitäten, die in Deutschland verstreut sind, zu bündeln und Synergien für die Industrie und den Bildungsbereich zur Verfügung zu stellen. Das vielfältige Wissen und die zahlreichen Bionik-Projekte sollen zusammengeführt und die Ausstrahlung des Faches mit seinen vielfältigen Potenzialen in die Gesellschaft hinein gefördert werden. Wichtige Bereiche sind hier Industrie, Politik und Schulen.


Dr. Bannasch, der Koordinator des Kompetenznetzes Bionik, bereitet einen Versuch vor. Messungen an "Pinguin"-Modellen sollen dazu dienen, den Strömungswiderstand an Flugzeugrümpfen zu verringern
Projektleiter der TU Berlin ist Prof. Dr.-Ing. Ingo Rechenberg vom Fachgebiet Bionik und Evolutionstechnik, die Gesamtkoordination übernimmt sein Kollege Dr. Rudolf Bannasch, der sich international u. a. im Bereich der Strömungsbionik einen Namen gemacht hat. Das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt wurde bewusst vom Umwelt- und Forschungsreferat des Ministeriums ausgeschrieben, "denn die bionische Lösung einer technischen Aufgabe hat auch eine umwelttechnische Seite. Wir sehen eine Chance darin, durch technische Nachbildungen biologischer Prinzipien zugleich auch eine umweltangepasste Lösung zu erhalten", beschreibt TU-Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Ingo Rechenberg das Anliegen. Die selbstreinigende "Lotus-Farbe", das Insektenspray aus synthetischen Chrysanthemen-Wirkstoffen, die widerstandsarme Haihautfolie oder das Wirbel mildernde Fischflossenboot sind solche Beispiele umweltangepasster Techniken. Von den Erfahrungen der TU Berlin, wo eine enge Verzahnung von Lehre, Forschung und Entwicklung stattfindet, können nun auch andere Hochschulen profitieren. "Wir verstehen das Netzwerk als Quelle des Wissens und wollen ebenso Archivmaterial zu Verfügung stellen", so Bannasch weiter. Vor allem wollen die Bioniker des Kompetenznetzes, zu denen auch Wissenschaftler aus Saarbrücken, Illmenau, Bonn, Münster und Karlsruhe gehören, Ingenieure und Studierende für die Biologie und deren Techniken sensibilisieren. "Die Bionik könnte sich so gesehen zu dem Kernfach der Umwelttechnik entwickeln", sagt Prof. Dr.-Ing. Rechenberg. "Ziel ist es auch, uns über die Grenzen Deutschlands hinaus als Ansprechpartner zu etablieren." Dazu zählt der Aufbau eines europäischen Bionik-Verbundes. Das Einwerben von Drittmitteln, eine kompetente Industrieberatung, Öffentlichkeitsarbeit und die Auslobung eines jährlichen Bionik-Innovationspreises gehören ebenfalls zu den Aufgaben des neuen Kompetenznetzes. Sollte dieses Projekt Erfolg zeigen, wird eine Ausschreibung des BMBF in Aussicht gestellt, die dann einen Schwerpunkt auf die Förderung von konkreten Forschungsprojekten legen werde, so Prof. Dr.-Ing. Rechenberg.

Dass interdisziplinäre Grundlagenforschung bis hin zur industriellen Umsetzung mit allem Nachdruck an der TU Berlin betrieben wird, zeigt das Start-up-Unternehmen "EvoLogics", eine Ausgründung aus dem Fachgebiet Bionik und Evolutionstechnik. Dr. Rudolf Bannasch und Dr. Konstantin Kebkal gelangen im Rahmen eines deutsch-ukrainischen Gemeinschaftsprojektes zur Biokommunikation der Delfine bahnbrechende Entdeckungen, die die Kommunikations- und Datenübertragungstechniken revolutionieren könnten. Mit dem zum Patent angemeldeten Verfahren lassen sich erstmals auch unter Wasser zuverlässige digitale Daten übertragen. Das zeigten Pilotstudien in der Nord- und Ostsee. Sie belegten nicht nur die technische Umsetzbarkeit des bionischen Verfahrens, sondern eröffnen völlig neue Möglichkeiten zur gleichzeitigen Raumorientierung, Ortung und Positionierung.

Stefanie Terp

http://www.bionik-netz.de
http://www.bionik.tu-berlin.de/


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