TU intern - Juni 2001 - Menschen
Konstruktionsprozesse unter der Lupe
Prof. Blessing - die "Neue" am Institut für
Maschinenkonstruktion
Lucienne Blessing |
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Seit September 2000 lehrt und forscht Prof. Dr.Ir. (Dr.-Ing.)
Lucienne Blessing am Institut für Maschinenkonstruktion der
TU Berlin. Was an ihr sofort auffällt, ist ihre absolute
Gelassenheit in Stresssituationen. Trotz Termindruck erklärt
sie geduldig ihre Arbeit. Sie ist von ihrem Fach begeistert, und
diese Begeisterung steckt an.
Lucienne Blessing, Jahrgang l960, vertritt das Fachgebiet
Konstruktionstechnik
und Entwicklungsmethodik am Institut für Maschinenkonstruktion
der TU Berlin.
Sie hat ihr Studium der Produktentwickdung im niederländischen
Delft absolviert. Im Mittelpunkt dieses mit dem Maschinenbau verwandten
Faches steht die Entwicklung von Konsumgütern.
Nach dem Studium lehrte und forschte sie an der Universität
Twente. Hier ging sie der Frage nach, wie rechnerunterstütztes
Arbeiten mehr ins Studium der Maschinenkonstruktion integriert
werden könne.
Auch die Universität Cambridge in Großbritannien interessierte
sich für ihre Arbeit. An der englischen Eliteuniversität
wurde gerade ein Zentrum zum Thema Engineering Design aufgebaut.
Hier konnte sie sich mit ihrem Interesse für Produktentwicklung
und Konstruktionsprozesse als "Senior Researcher" einbringen.
Mit ihrem Hauptinteressengebiet, ein Prozessmodell des Konstruktionsvorgangs,
habilitierte sie sich in Cambridge. Lucienne Blessing interessiert
der Ablauf des Konstruierens. Welche Versuche und Umwege macht
ein Konstrukteur oder eine Konstrukteurin, bevor am Ende ein fertiges
Produkt herauskommt? Zu diesem Thema wird sie weiterforschen und
auch Männer und Frauen im Konstruktionsprozess vergleichen.
Seit September 2000 ist sie "funkelnagelneu" in Berlin.
In ihrem Institut ist sie die einzige Professorin. Diesen Minderheitenstatus
sieht sie positiv. Auf Kongressen prägt sie sich den Zuhörern
eher ein als ihre männlichen Kollegen. Auch für Fragen
der Gleichstellung interessiert sie sich, begreift aber Männer
nicht als Gegner. Sie möchte mit ihrer Arbeit nichts beweisen.
Sie macht ihr einfach Spaß.
Allerdings bedauert sie, dass dieses Fach nicht mehr Frauen interessiert.
Ihrer Vorbildfunktion ist sie sich bewusst; sie behauptet sich
in einem männerdominierten Fach und kann so auf andere Frauen
motivierend und ermutigend wirken. Als ein solches "role
model" fungiert sie auch für ihre dreijährige Tochter.
Die Arbeitsteilung im Hause Blessing ist auch für heutige
Verhältnisse noch sehr ungewöhnlich. Ihr Ehemann, ein
studierter Bergbauingenieur, betreut Sohn und Tochter, während
sie den Lebensunterhalt verdient.
Jessica Harnischfeger
Leserbriefe
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