TU intern - Juni 2001 - Lehre & Studium
Die Ausbildungssituation muss extrem verbessert werden
an die Programmkommission der SPD, verschiedene Tageszeitungen,
TU intern
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir ein besonderes Anliegen, einmal auf die eklatante Situation
des deutschen Bildungssystems aufmerksam zu machen. So bin ich
selbst Studierender an der TU Berlin und kann mich nur, wie auch
meine Kommilitonen und Lehrkräfte, über die oft mangelhafte
Ausstattung einer so wichtigen und in einigen Bereichen auch federführenden
Universität wundern. Wie soll es in dieser Situation uns
Studierenden möglich sein, unser Studium (wie von der Wirtschaft
zunehmend gefordert) schnell und erfolgreich zu beenden und die
sich vergrößernden Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen!?
Sicherlich dauert eine "normale" Ausbildung eines Informatikers
in unserem Land länger als eine Legislaturperiode im Bundestag,
wodurch die Begeisterung für das Thema in der Politik mäßig
ist. Aber ließe sich nicht diese Zeit einfach dadurch verkürzen
(und zwar nicht durch die modern gewordenen Bachelor u.ä.
Abschlüsse, welche weitgehend unakzeptabel und überflüssig
sind!), dass man die Ausbildungssituation extrem verbesserte (mehr
Professoren, bessere Ausstattung etc.) und die Lernpläne
von überflüssigem Stoff weitgehend bereinigt?! Lassen
Sie Ihre Experten doch einmal ausrechnen, wie schnell wie viele
Lücken am Arbeitsmarkt mit diesem Vorgehen geschlossen werden
könnten! Sind Sie sich zudem bewusst, wie hoch aus Gründen
mangelhafter Betreuung die Durchfallraten im Grundstudium des
Faches Informatik sind? Diese liegen z Z. an der TU Berlin zwischen
60 bis 70 Prozent der Studienanfänger!! Das Erstaunliche
ist, dass die SPD, die sich ja auch auf die Fahne geschrieben
hat, unser Bildungssystem als wichtig zu erachten, in diesem Bereich
zwar große Worte macht (z. B. das neue Bafög-Gesetz,
welches kaum Erleichterung verschafft), aber nicht ernstlich versucht(!!!),
die Situation einschneidend (und das ist das Zauberwort) zum Positiven
zu verändern. Ich möchte Sie gerne mit diesem provokativen
Text dazu anregen, dieses Thema produktiv und nachhaltig zu diskutieren
(möglicherweise ziehen Sie auch einige Betroffene (!) heran)
und Ihr Programm auf die neuen weltwirtschaftlichen Bedingungen
im Bereich der Bildung abzustimmen. Bedenken Sie bitte, dass es
hier auch um Ihre Zukunft und die Ihrer Wähler geht. Eine
breite Zustimmung in der Bevölkerung wird Ihnen dabei (auch
in Bezug auf die nächste Bundestagswahl) gewiss sein. Deshalb
würde ich mich sehr freuen, wenn Sie meinem kurzen Statement
etwas Ihrer Aufmerksamkeit widmen würden und ich zumindest
eine Antwort erhalten würde.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph M. Hauck, Student des Wirtschaftsingenieurwesens
an der TU Berlin im 2. Semester
Lieber Christoph Hauck,
vielen Dank für Ihr Statement. Wir werden es in die Programmdebatte
einfließen lassen. Die Bildungspolitik ist traditionell
ein zentrales Thema der SPD, um so mehr seit ihrem Regierungsantritt
1998. Und wir haben schon eine Menge geschafft. 16 Jahre Bildungsmisere
der Kohl-Regierung lassen sich jedoch nicht von heute auf morgen
beseitigen. Bildung und Qualifizierung sind für uns die entscheidenden
Grundlagen für die Lebens- und Berufschancen des Einzelnen,
für die Entfaltung der Persönlichkeit sowie die Leistungsfähigkeit
von Wirtschaft und Gesellschaft. Deshalb haben die Sozialdemokraten
eine neue Bildungsoffensive eingeleitet. Näheres finden Sie
dazu im Leitantrag Bildung für den Parteitag in Nürnberg
(alle Leitanträge unter http://www.spd.de).
Auch in der Programmdebatte hat das Thema Bildung eine Schlüsselfunktion.
Deshalb sind wir gerade in acht Veranstaltungen mit Studierenden
an Universitäten in der Diskussion. Die Termine für
die Veranstaltungen finden Sie ebenfalls unter www.spd.de.
Mit freundlichen Grüßen
die Programmkommission
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