TU intern - Juni 2001 - Vermischtes

Buchtipp

TU intern fragt Menschen in der Uni, was sie empfehlen können. Heute: Anja Zschieschang, Institut für Arbeitswissenschaft und Psychologie

Kennen Sie die Gebrüder Richard I. Löwenherz und Johann I. Ohneland? "Natürlich", werden die Geschichtsinteressierten unter Ihnen sagen. Doch ist Ihnen auch die Mutter des als so gegensätzlich beschriebenen Geschwisterpaares bekannt? Falls nicht, schafft das gelungene Werk von Tanja Kinkel Abhilfe. Sie beschreibt auf 454 Seiten nicht nur Person und Leben der großen Königin des 12. Jahrhunderts, Alienor von Aquitanien. Sie zaubert kraft ihrer Worte ein lebensechtes Bild dieser starken und ungewöhnlichen Frau, die man durchaus, gemessen an den damaligen Verhältnissen, als emanzipiert bezeichnen kann. Aufgewachsen an einem der kultiviertesten Höfe der Zeit, entwickelt Alienor schon seit ihrer frühesten Kindheit das Bewusstsein, Erbin des von ihr so geliebten Aquitaniens zu sein, ist sie doch als Mädchen im Gegensatz zu Nordfrankreich nicht von der Thronfolge ausgeschlossen. Doch leider gibt es am Hof von Poitiers Mächte, die eine weibliche Herrschaft in Aquitanien ablehnen. So muss sich die lieber reitende als stickende Alienor mit dem Versprechen Guillaumes IX. zufrieden geben, sich wenigstens den "edelsten und mächtigsten Gemahl" aussuchen zu lassen, "den es auf der Erde gibt". So geschieht es dann auch: Louis VII. ist edel und schwach, Henry II. mächtig und machthungrig. Insgesamt zehn Kinder schenkt sie ihren zwei königlichen Ehemännern, und nicht nur das. Sie nimmt als erste Frau das Kreuz und erlebt den Zweiten Kreuzzug, regiert mit dem zehn Jahre jüngeren Henry Plantagenet willensstark und klug ein expandierendes Königreich, hält sechzehn Jahre eine durch ihren zweiten Mann initiierte Gefangenschaft aus und ist den Heiligen ihres Jahrhunderts persönlich begegnet.

Tanja Kinkel: Die Löwin von Aquitanien, Goldmann Verlag, DM 17,-


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