TU intern - Juni 2001 - Hochschulpolitik
Wer den Gürtel enger schnallen soll
An Vorschlägen spart man nicht
Die fetten Jahre sind längst vorbei. Mittlerweile überschlagen
sich die Vorschläge für neue Köpfe und Sparopfer
- eine ganz eigene Inflation überzieht die Stadt. Der CDU-Bundestagsabgeordnete
Diethard Schütze verwies als Ausweg aus der Finanzmisere
auf eine "Notopfer-Marke Berlin". Ob das große
Notopfer die Berliner Hochschulmedizin erbringen müsse, und
welche Seite vom Schinken abgeschnitten werden soll, bleibt bis
dato offen. Begehrtes Streichobjekt ist sie aber: Der SPD-Abgeordnete
Christian Gaebler regte eine Herauslösung der Hochschulmedizin
aus der Finanzierungsvereinbarung der künftigen Hochschulverträge
an. SPD-Mann Klaus Wowereit will aus diesem Bereich 100 bis 150
Millionen herauspressen. Zunächst wurde das FU-Klinikum
Benjamin
Franklin zur Diskussion gestellt. Die CDU will die Universitätsklinika
privatisieren und in der Hochschulmedizin ab dem Jahr 2003 50
Millionen Mark einsparen. Mit den Vorschlägen setze man die
Zukunft der
Charité unverantwortlicherweise aufs Spiel,
kontert die Humboldt-Universität.
Es steht so gut wie fest: 90 Millionen Mark werden in den kommenden
Jahren in der Hochschulmedizin gestrichen. Darauf haben sich Referenten
aus dem Wissenschafts- und dem Finanzressort "vorläufig"
geeinigt, und davon soll der allergrößte Teil auf den
Standort in Berlin-Mitte abgewälzt werden.
Neben dem Patienten Hochschulmedizin wird es einem anderen Bekannten
ebenfalls an den Kragen gehen: In den nächsten Jahren sollen
nochmals 1000 Stellen im öffentlichen Dienst abgebaut werden.
Kostenersparnis: rund 80 Millionen Mark. Aderlass hätte man
früher verordnet, heutzutage wird ein "blauer Brief"
versandt.
Ein Husarenstück hat sich die stark angeschlagene CDU-Mannschaft
mit der Freien Universität
ausgedacht. Sie soll innerhalb von zehn Jahren in eine Stiftungsuniversität
umgewandelt werden. Doch nicht nur die Uni in Dahlem wird durch
die Brille der Privatisierung betrachtet. Plötzlich gibt
es den Vorschlag vom Chef der McKinsey-Unternehmensberatung, Jürgen
Kluge, dass wir bei der Humboldt-Universität über eine
Privatisierung nachdenken müssten. So nachzulesen im Tagesspiegel
vom 10. Juni.
Diverse Vorschläge, die um den Zukunftsfonds oder die Fachhochschule
für Verwaltung und Rechtspflege kreiseln, gibt es außerdem.
Was bleibt? fragt sich da der besorgte Studierende (falls es diese
Spezie überhaupt noch gibt). Noch sind wir keine Wissens-Metropole,
so wie es viele gesehen haben wollen, eher kommt uns der Status
einer Sparkommune mit Vorschlagsrecht zu.
Stefanie Terp
Leserbriefe
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