TU intern - Juni 2001 - Forschung
OP-Planung mit Software-Agenten
In deutschen Krankenhäusern werden pro Jahr mehr als drei
Millionen Narkosen verabreicht. Der Anästhesist steht während
der OP unter einem Stress, wie er sonst nur bei Helikopterpiloten
gemessen wird. Menschliches Versagen ist der häufigste Grund
für Zwischenfälle. Die softwaregestützte OP-Vorbereitung
soll Anästhesisten künftig die Arbeit erleichtern: Am
Institut für Arbeitswissenschaften entwickeln Wissenschaftler
der TU Berlin ein intelligentes Informationssystem.
Im Rahmen des AGIL-Projekts (Agentenbasierte Informationslogistik
der OP-Planung in der Anästhesie) wird eine Software-Lösung
erarbeitet, die dem Anästhesisten die OP-Vorbereitung erleichtern
und dem Krankenhaus Kosten sparen soll. Standardsoftware kann
meist nicht flexibel genug auf die oft unvorhersehbaren Ereignisse
im Krankenhausalltag reagieren. Das Projekt setzt deshalb auf
so genannte "intelligente Software-Agenten", die auf
veränderte Planungen zum Beispiel bei einem Notfall reagieren
können. "Software-Agenten können für den Benutzer
Informationen sammeln, analysieren und ihm dann präsentieren",
erklärt Projektmitarbeiter Holger Köth.
Partner der TU-Wissenschaftler ist das
Forschungsinstitut Anwendungsorientierte
Wissenschaften der Universität Ulm, wo der Informatikteil
des Projekts umgesetzt und eine Entwicklungsumgebung entworfen
wird.
Bislang werden Software-Agenten in der Praxis kaum eingesetzt.
Der Einsatz im Krankenhaus gestaltet sich vor allem deshalb schwierig,
weil die Abläufe komplex sind und es viele Stellen gibt,
wo Mensch und Maschine aufeinander treffen. Das vergangene halbe
Jahr hat Holger Köth deshalb damit verbracht, den Informationsfluss
und die Arbeitsprozesse eines Krankenhauses zu studieren. Als
Anschauungsbeispiel stellte sich die Universitätsklinik für
Anästhesiologie und operative Intensivmedizin der Berliner
Charité zur Verfügung. Die Analyse sollte den Wissenschaftlern
Aufschluss geben, welche der anfallenden Aufgaben von Software-Agenten
übernommen werden könnte. Die ersten brauchbaren Agenten
will das Projekt in ungefähr zwei Jahren präsentieren
können.
Claudia Wessling
Leserbriefe
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