TU intern - Juni 2001 - Forschung

Textiles Bauen

TensiNet - ein europäisches Netzwerk des Wissens


Textile Bauten lassen sich flexibel einsetzen

Was haben der Londoner Millennium Dome, das Berliner Sony Center und ein Campingzelt gemeinsam? Alle drei besitzen ein Dach aus textilem, d. h. gewebtem Material. Textiles Bauen gewinnt zunehmend Bedeutung in der modernen Architektur, die nicht nur Attraktivität, sondern auch Flexibilität verlangt: Stadien werden nicht mehr für die Ewigkeit geplant, Bühnen müssen schnell auf- und abgebaut werden.

Trotzdem steckt das Bauen mit Textilien noch immer in den Kinderschuhen. Unterschiedliche Anforderungen in den Ländern der Europäischen Union verhindern leistungsfähiges Handeln dieser noch jungen Bauindustrie. An Hochschulen weltweit bemüht man sich zwar, dieser neuen Bauweise gerecht zu werden, aber das notwendige Fachwissen ist nur unzureichend vorhanden, und der Wissensaustausch mit Ingenieuren und Architekten aus der Praxis ist unzureichend. Noch immer ungeklärte Fragen z. B. zum Materialverhalten von textilen Bauten schrecken Bauherren oft noch ab.

Dem Abhilfe zu schaffen, hat sich das europäische Netzwerk TensiNet verschrieben. Mit 22 Partnern aus neun EU-Mitgliedsländern, bestehend aus Ingenieur-, Architektur-, Softwarebüros, Membranmanufakturen und Universitäten, wird erstmals ein zusammenhängendes Netz von Spezialisten zusammengestellt. Die TU Berlin ist in diesem Netzwerk durch das Institut für Geodäsie und Geoinformationstechnik vertreten. Das von der Vrije Universiteit Brussel koordinierte Projekt wird drei Jahre lang von der Europäischen Union gefördert.

Die Idee zu TensiNet entstand 1999 im Rahmen des alljährlich stattfindenden Internationalen Workshops "Textile Roofs". Diese von Prof. Dr.-Ing. Lothar Gründig vom Institut für Geodäsie und Geoinformationstechnik der TU Berlin ins Leben gerufene Veranstaltung bietet Architekten, Ingenieuren und Experten eine der wenigen Möglichkeiten, Erfahrungen auszutauschen, am Computer oder am Modell aus Nylon passende Formen zu finden und sich über den Stand der Industrie und Wissenschaft zu informieren.

TensiNet will dieses Konzept fortführen, bestehendes Wissen sammeln, strukturieren, analysieren und Ergebnisse in Publikationen, Informationspaketen und im Internet einem breitem Publikum zur Verfügung stellen. Die Arbeitsgruppen Architektur, Ingenieurwesen und Materialien von TensiNet treffen sich daher regelmäßig, diskutieren und decken bestehende Wissenslücken auf. Daraus ergeben sich dann neue Forschungsthemen.

Björn Beckert

TU-Fachgebiet für Geodäsie und Ausgleichungsrechnung


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