TU intern - Juni 2001 - Menschen

Edgard Varèse-Gastprofessur

Hören in drei Dimensionen


Diemer de Vries (l.) und der Organisator der Gastprofessur, Volkmar Hein vom Studio für elektronische Musik der TU Berlin
Im Sommersemester 2001 bekleidet Prof. Dr. Diemer de Vries von der Technischen Universität Delft die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem Sender Freies Berlin (SFB) und der TU Berlin getragene Edgard Varèse-Gastprofessur für Computermusik am Institut für Kommunikations- und Musikwissenschaft der TU Berlin. Prof. de Vries hat sich insbesondere mit der so genannten Wave Field Synthesis (WFS), die als optimale Methode der räumlichen Schallreproduktion gilt, einen Namen gemacht. Mit ihrer Hilfe kann Schall künftig in seiner räumlichen Ausdehnung naturgetreu wiedergegeben oder simuliert werden, so zum Beispiel bei Videokonferenzen oder der Vertonung von Filmen oder Konzerten. Darüber hinaus können Virtual-Reality-Umgebungen durch die neue Methode klanglich ergänzt oder die Akustik von zukünftigen Gebäuden simuliert werden.

Eine neue Technik auf der Basis von Lautsprecherzeilen macht das Hören in 3-D künftig möglich. Bei der bisher bekannten Stereotechnik wird das Schallsignal über zwei Lautsprecher wiedergegeben. Sofern es sich um hochwertige Lautsprecher handelt, können sie die originalen Schallquellen wie beispielsweise Musikinstrumente auch mit hoher Qualität ("high fidelity") wiedergeben, die räumliche Wiedergabe ist bisher jedoch nur genau zwischen den beiden Lautsprechern, im so genannten "sweet spot", korrekt. Dies gilt ebenfalls für die anspruchsvollere Surroundtechnik, in der mehr als zwei Lautsprecher zum Einsatz kommen. In der Wave Field Synthesis bilden Arrays, d. h. Zeilen von kleinen individuell getriebenen Lautsprechern, die originale Wellenausbreitung nach - nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich. Daraus folgt, dass die räumliche Wiedergabe vor dem gesamten Array physikalisch korrekt ist.

Diemer de Vries koordiniert zurzeit als Associate Professor an der Technischen Universität Delft die Forschung im Bereich der Wellenfeldanalyse und -synthese in der Raumakustik. Er wurde 1945 in Weststellingwerf in den Niederlanden geboren und studierte an der TU Delft Physik. Er hat sowohl im Bereich Musik als auch in der Physik gelehrt und geforscht, unter anderem am Institut Teknologie Bandung in Indonesien und am Royal Conservatory of Music and Dance in Den Haag. Diemer de Vries besucht die TU Berlin im Rahmen der Edgard Varèse-Gastprofessur, die im Mai vergangenen Jahres an der TU Berlin eingerichtet und nun bereits zum zweiten Mal besetzt wurde. Namenspatron ist der amerikanische Komponist und Pionier avantgardistischer Musik, Edgard Varèse, der als einer der frühesten Vertreter mit elektronischer Musik experimentierte.

Die Vorlesung von Diemer de Vries, "Raumakustik und Wellenfeldsynthese" findet noch am 26. Juni, am 10., 13., 17., 20., 24. und 27. Juli jeweils von 14.00 bis 16.00 Uhr in Raum EN 189 statt.

Mirjam Kaplow


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