TU intern - Juni 2001 - Multimedia

Historisches Wissen sichern

Holocaust-Überlebende berichten für TV und Hörfunk


Die Teilnehmer des Zeitzeugenprojektes mit der Leiterin Dr. Barbara von der Lühe (vorne. l.) und dem Zeitzeugen Prof. Josef Tal

"Wenn die letzten Zeitzeugen erst gestorben sind, muss das Wissen sicher in die Hände der Jugend übergeben worden sein", mahnte kürzlich Bundespräsident Johannes Rau. Genau darum bemüht sich Dr. Barbara von der Lühe in der Ausbildung junger Medienberater und Journalisten an der Technischen Universität Berlin.

Die Historikerin und Medienwissenschaftlerin erarbeitet mit Studierenden Methoden der "Oral History", der mündlichen Überlieferung von Erinnerung, für ein Zeitzeugen-Projekt, das in den Studios des Offenen Kanals Berlin produziert wird. Sie haben dafür Überlebende der Shoah wie die Publizistin Inge Deutschkron, Computerpionier Joseph Weizenbaum und den Komponisten Josef Tal interviewt. Finanziell unterstützt wurde die Veranstaltung durch die Ernst-Strassmann-Stiftung in der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn. Im letzten Sommersemester bearbeiteten die Studierenden das Rohmaterial fernseh-, hörfunk- und internetgerecht. Interviewt, gedreht und aufgenommen wurde in den Studios des Kooperationspartners "Offener Kanal Berlin" (OKB) in Berlin Wedding. Bevor die Interviewpartner eintrafen, wies eine Mitarbeiterin des Senders die mehr als 50 Teilnehmer mehrere Stunden lang in das Handwerk ein: Studioaufbau, Licht- und Tontechnik, Kameraführung und Bildschnitt.

Die Motive der Studierenden, sich an dem Projekt zu beteiligen, waren vielfältig: Da war der Wunsch, mit der multimedialen Publikation Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus in Deutschland zu setzen. Anderen bot das Seminar Anlass, sich intensiv auch mit der Shoah in ihren Familien auseinander zu setzen. Viele haben damit erst im Zusammenhang mit dem TU-Projekt begonnen. Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus Familien, deren Mitglieder selbst Opfer der Shoah waren. Andere, aus türkischen, libanesischen, griechischen, russischen und polnischen Familien hatten sogar eigene Erfahrungen mit rassistischen und rechtsradikalen Angriffen.

Mit ihrem crossmedialen Unterrichts-Experiment möchte Barbara von der Lühe die künftigen Medienberater und Journalisten in die Lage versetzen, die Oral-History-Methode verantwortungsvoll in ihren AV-Produktionen einzusetzen. Herausgekommen sind sensible Interviews mit offenen Zeitzeugen, deren Ausstrahlung für den Herbst 2001 vorgesehen ist. Die Website soll ebenfalls im Herbst ins Netz gehen und auch die Buchpublikation ist noch für dieses Jahr geplant.

Patricia Pätzold-Algner

Sendetermine des Zeitzeugen-Projekts im Offenen Kanal Berlin (Sonderkanal 8 im Berliner Kabelnetz):
  • 24.10.01: Joseph Weizenbaum
  • 31.10.01: Josef Tal
  • 07.11.01: Inge Deutschkron
  • 14.11.01: Jizchak Schwersenz
  • 21.11.01: Otto Rosenberg
  • 05.12.01: Jochanan Trilse-Finkelstein
  • 12.12.01: Andrzej Wirth

immer mittwochs ab 20.15 Uhr, Dauer jeweils 50-60 min.

Studiengang Medienberatung


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