TU intern - Mai 2001 - Vermischtes
Das Allerletzte
Imagepflege auf Japanisch
Frei nach dem Motto "Forschungsskandal - jedes Land sollte
einen haben" trat jetzt Japan in Deutschlands Fußstapfen.
Schließlich kann so ein Betrug in der Wissenschaft - wiewohl
schlecht für das Ansehen der Forschung im geografisch engeren
wie auch ganz allgemeinen Sinne - durchaus positive Aspekte haben:
Galten wir Deutschen im Ausland immer als pflichtbewusst, fleißig
und korrekt, hat dieses Klischee durch die Betrügereien forschender
Landsleute sicher ein paar Kratzer abbekommen. Und das lässt
uns jetzt womöglich sogar menschlicher - also sympathischer
erscheinen. Vielleicht wollte Shinichi Fujimura auch dem japanischen
Volk diesen Dienst erweisen. Japaner gelten ja gemeinhin als super
ehrenhaft. War es also ein Akt kamikazegleicher Selbstopferung,
als Japans führender Archäologe Artefakte aus seiner
Privatsammlung vergrub, um sie dann als Neuentdeckungen wieder
auszugraben. Seine zutage beförderten Habseligkeiten wurden
sogar als die ältesten Funde japanischer Siedlungen gefeiert.
Das Ganze flog auf, als ihn Journalisten heimlich beim Schummeln
fotografierten. Aber die beiden fiesen Schnüffler waren womöglich
nur ahnungslose Schachfiguren in seinem raffinierten Plan. Es
ist nicht überliefert, ob manch einem im Land des Lächelns
nach diesen Enthüllungen sogar eben jenes vergangen ist.
Mag sein, der Plan war nicht konsequent zu Ende gedacht oder der
Mann konnte doch nicht über seinen japanischen Schatten springen:
auf einer Pressekonferenz jedenfalls gestand er: "Ja, ich
habe gelogen. Ich bitte um Verzeihung." Nicht ganz auszuschließen
ist, dass der berühmte Archäologe einfach noch berühmter
werden und in dieser Angelegenheit etwas nachhelfen wollte. Das
allerdings erscheint so fantasielos, dass es eigentlich das größere
Übel wäre.
bm
Leserbriefe
|