TU intern - Mai 2001 - Vermischtes

Buchtipp

TU intern fragt Menschen in der Uni, was sie empfehlen können. Heute: Leon Urbas, Zentrum Mensch-Maschine-Systeme

Selbst in Zeiten von ewig kämpfenden Pokemon, Digimon und anderen telegenen Grausamkeiten gibt es doch hin und wieder literarische Inseln, die ich gemeinsam mit meinen Kindern aufsuchen kann: In "Pu der Bär" von A. A. Milne treffen wir auf den besten Freund von Christopher Robin, Pu den Bären, und all seine Bekannten aus dem Hundertsechzig-Morgen-Wald. Mit Pu, dem Bären von nur geringem Verstand, dem Ferkel mit dem kleinen großen Mut, dem ewig griesgrämigen Esel I-Ah, dem geschäftigen Kaninchen und der gelehrten Eule erzählt A. A. Milne eine an Witz und Menschlichkeit reiche und bunte Fabel und entführt uns in eine Welt, die fern jeder Hektik liegt. Das Buch zeigt Gelassenheit, Freundschaft und Geruhsamkeit, ohne langweilig zu werden. Im Gegenteil, es ist warmherzig, humorvoll, spielerisch und wunderschön zu lesen oder vorzulesen. Da kann es schon mal passieren, dass I-Ah seinen Schwanz verliert - und Pu ihn durch Zufall als Klingelzug bei der Eule wiederfindet. Oder dass Pu bei Kaninchen zu Besuch ist und so viel isst, dass er in der Tür stecken bleibt.

Obwohl die Originalausgabe bereits 1926 erschienen ist, hat das Buch mit den herrlichen Illustrationen von Ernest H. Shepard in der wunderschönen Übersetzung von Harry Rowohlt von 1987 nichts von seinem Reiz verloren - gerade in einer (Fernseh-)Welt, in der die Kombination von "sammle sie alle" und das Bekämpfen von Feinden als wesentliches tragendes Element der Handlung auszureichen scheint, regt der zeitlose Witz der Geschichten von Pu dem Bären und seinen Freunden meine Kinder zu Überlegungen an, die ich in Zeiten des globalen Wettbewerbs längst verloren geglaubt hatte.

A. A. Milne: Pu der Bär (mit Illustrationen von E. H. Shepard in der Übersetzung von H. Rowohlt) Beispielsweise als Taschenbuch, dtv junior verlag, 1997, DM 15,-


Leserbriefe

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