TU intern - Mai 2001 - Forschung
Theorie "Vom wachsenden Erdball"
Erinnerung an Ott Christoph Hilgenberg (1896-1976)
Paläogloben: Auf einer kleineren Erdkugel würden alle
Landmassen aneinander passen |
Vor 25 Jahren starb Ott Christoph Hilgenberg, der sich als Ingenieur,
Naturwissenschaftler und Humanist um die Technische Universität
Berlin und ihre Vorgängerin, die Technische Hochschule Berlin
in besonderer Weise verdient gemacht hat. Seinem wissenschaftlichen
Lebenswerk haftet noch immer ein besonderes Geheimnis an.
Nach dem Kriegsabitur 1914 wurde der in Grebenstein bei Kassel
geborene Hesse zum Wehrdienst eingezogen. Mit durchschossenem
Knie kam er aus dem I. Weltkrieg zurück und studierte an
der Technischen Hochschule (TH) Elektromaschinenbau. Als Dipl.-Ing.
blieb er bis 1924 als Assistent am gleichnamigen Lehrstuhl.
Von Alfred Wegener, dem Entdecker der "driftenden Kontinente",
fasziniert, versuchte Hilgenberg 1933 seine eigenen Erkenntnisse
zur "expandierenden Erde" mit Wegeners Konzept zu verknüpfen.
Grundlage seines Konzeptes ist die Tatsache, dass alle Festländer
der Erde nahtlos als eine in sich geschlossene Erdkruste zueinander
passen, wenn der Erddurchmesser ungefähr halb so groß
ist wie heute. Genau wie Wegener wurde auch Hilgenberg mit seiner
Theorie von der etablierten Wissenschaft in Deutschland ignoriert
oder abgelehnt.
Dr.-Ing. Ott Christoph Hilgenberg |
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Von 1934-38 war Hilgenberg ständiger Assistent und Lehrbeauftragter
am Lehrstuhl für Getriebelehre, ohne jedoch seine gesteinsphysikalischen
Untersuchungen aufzugeben. Obwohl er bereits über mehrere
Semester mit Lehraufgaben in der Getriebetechnik betraut worden
war, scheiterte eine TH-Professur an seiner Weigerung, Mitglied
der NSDAP zu werden. Er bevorzugte das entbehrungsreichere Dasein
als freier Forscher. Als Volkssturm-Mann zur Verteidigung der
TH eingesetzt, wurde er erneut schwer verwundet. Körperlich
angeschlagen durfte er Referent an der TH-Bibliothek für
das in- und ausländische Schrifttum im Maschinenbau und in
der Feinwerktechnik werden.
Seinem Geschick im Umgang mit den britischen Kommandostellen war
es zu verdanken, dass 10.000 technische Bücher der ehemaligen
Luftkriegsakademie in Gatow für die Bibliothek der Hochschule
freigegeben wurden. Außerdem holte er mit dem LKW beschlagnahmte
Bücher aus der sowjetischen Besatzungszone zurück. Für
die Alliierten war er einer der wenigen "anderen" deutschen
Wissenschaftler an der NS-belasteten TH, die sie zum Neuanfang
mit einer künftig weltoffenen Technischen Universität
Berlin ermutigten. Als er dafür einige Jahre später
für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen werden sollte,
wehrte Hilgenberg ab.
1948 promovierte er zum Dr.-Ing. In den 50er Jahren arbeitete
er daran, sein Konzept von der expandierende Erde, das er in sechs
Paläogloben darstellte, weiter zu untermauern. 1974 erschien
sein Hauptwerk "Geotektonik, neuartig gesehen". Die
Fachwelt reagierte darauf erneut verhalten bis ablehnend.
1976 starb Hilgenberg in Berlin. Nachdem Wegener mit 40-jähriger
Verzögerung über die USA auch in Deutschland eine grundsätzliche
Rehabilitierung erfahren hat, zeichnet sich jetzt - nach fast
70 Jahren - auch für Hilgenberg eine Anerkennung ab.
Am 26. Mai 2001 findet im Niedersächsischen Bergbaumuseum
in Lautenthal/Harz ein wissenschaftliches Kolloquium zum Thema:
"Erdexpansion - verkannte geowissenschaftliche Theorie?"
statt.
Karl-Heinz Jacob
Achtung: Am 15.10.2001 hält Prof. Jacob in der Urania Berlin einen Vortrag zum Thema "Die Expansion der Erde - Eine verkannte geowissenschaftliche Theorie?". Nähere Informationen erhalten
Sie
hier.
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