TU intern - Mai 2001 - Lehre & Studium
Theorie und Praxis der Kunst
Eine deutsch-bulgarische Kooperation trägt Früchte
Dr. Vessela Lozanova |
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"Globalisierung der Lehre" hieß das Stichwort,
unter dem bald nach der politischen Wende Anfang der 90er Jahre
die Länder Osteuropas ihr Universitätswesen reorganisierten.
Man wollte mit Hilfe der wissenschaftlichen Fragestellungen und
Methoden aus dem Westen die eigene Kultur auf neue Weise untersuchen
und den demokratischen Umbau des Staates theoretisch absichern
helfen. So wurde zum Beispiel in Sofia die Neue Bulgarische Universität
gegründet, die alsbald ein "Südosteuropäisches
Semiotikzentrum" errichtete, um für die Tätigkeit
in Bulgarien und den umliegenden Ländern Kultursemiotiker
und Kultursemiotikerinnen auszubilden.
Der entsprechende Studiengang mit Magister- und Doktorabschluss
wird von einem Internationalen Wissenschaftlichen Beirat betreut,
der - wie könnte es anders sein - vorwiegend mit Semiotik-Expertinnen
und -Experten aus dem Westen besetzt ist. Seit 1994 wird zusätzlich
zu dem normalen Lehrprogramm jedes Jahr eine internationale semiotische
Herbstakademie veranstaltet, auf der unter wechselnden Schwerpunktthemen
Experten der Zeichentheorie aus Bulgarien und aus dem Westen gemeinsam
Studierende aus allen Balkanländern unterrichten. Von der
Arbeitsstelle für Semiotik
der TU Berlin gehören Prof. Dr. Roland Posner und Privatdozentin
Dr. Dagmar Schmauks zu den ständigen Partnern des Südosteuropäischen
Semiotikzentrums.
Diese internationale Zusammenarbeit hat Früchte getragen:
die erste Studentin, die ihr Semiotik-Studium an der Neuen Bulgarischen
Universität in Sofia mit dem Doktorgrad abgeschlossen hat,
lehrt seit dem Wintersemester 1999/2000 an der Arbeitsstelle für
Semiotik der TU Berlin. Dr. Vessela Lozanova ist Gastprofessorin
im Rahmen des Programms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes
für die "Stärkung der internationalen Dimension
der Lehre an den deutschen Universitäten" und bringt
nun ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus einem ganz anderen kulturellen
Kontext in die Lehre des Aufbaustudiengangs für Semiotik
an der TU Berlin ein. Als Kuratorin der Nationalgalerie in Sofia
hat sie zukunftsweisende Konzeptionen für die Reform des
Museums- und Ausstellungswesens im Zeitalter der Neuen Medien
entwickelt. Als Kulturtheoretikerin und Kunstkritikerin kann sie
die im Studiengang geforderte Kompetenz in der vergleichenden
Analyse kultureller Zeichensysteme vermitteln. Und als Malerin
kann sie zugleich die Theorie der Kunst mit der Kunstpraxis konfrontieren.
Dagmar Schmauks
Lehrveranstaltungen von Dr. Lozanova in diesem Semester
Die Fotografie als Schlüsselmedium der zeitgenössischen
Kunst
Donnerstags 14-16 Uhr
im Hörsaal TEL 1011
Vorlesung über die Semiotik der digitalen Kunst
Dienstags 16-18 Uhr
im Hörsaal 1812
Hauptseminar über das Internet als semiotischen Raum
Dienstags 18-20 Uhr
im Hörsaal 1812
Lektürekurs über die Methoden der Bildanalyse
Donnerstags 18-20 Uhr
im Hörsaal TEL 1612
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Leserbriefe
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