TU intern - Mai 2001 - Forschung
Reifenreste im Grundwasser
TU-Wissenschaftler untersuchen die Böden am Straßenrand
Gefährdet der Abrieb von Bremsen, Kupplung und Reifen das
Grundwasser? |
Auf der Avus quietschen die Reifen. Ein Auto nach dem anderen
muss das Tempo drosseln. Der Abrieb von Bremsen, Kupplung und
Reifen bleibt auf dem Asphalt zurück. Darin enthalten: Schwermetalle
wie Cadmium oder Kupfer, vielleicht noch mit einem Tropfen Öl
garniert. Der Regen spült die Schwermetalle und Mineralölkohlenwasserstoffe
dann von der Straße. Sie gelangen mit dem Sickerwasser in
den Boden.
Droht hier eine Vergiftung des Grundwassers? Die Avus führt
über märkischen Sand und Geschiebelehm. Sandige Böden
filtern das Wasser nur wenig. Es sickert rasch ins Grundwasser.
Zudem sind diese Böden meistens sauer und binden daher Schwermetalle
schlecht. "Ob sich hohe Schadstoffkonzentrationen im Sickerwasser
an Straßen finden, die über sandige und saure Böden
führen, darüber gab es bisher wenig Erkenntnisse",
erläutert Birgit Kocher, Geoökologin im Fachgebiet für Standortkunde und Bodenschutz
der TU Berlin, das dreijährige Forschungsprojekt. Der Auftraggeber,
die Bundesanstalt für Straßenwesen,
wollte wissen, ob die Prüfwerte der Bodenschutzverordnung
eingehalten werden. Schwermetalle und Mineralölkohlenwasserstoffe
sind erst ab einer bestimmten Konzentration giftig. Dann können
sie jedoch sowohl Tiere und Pflanzen als auch den Menschen schädigen.
Am Rand von stark befahrenen Verkehrsadern hat die Wissenschaftlerin
Sickerwasser aus dem Boden entnommen. Aufgrund der sandigen Böden
wählte die TU-Wissenschaftlerin sieben Standorte in Norddeutschland
und einen an der Avus in Berlin. Die Wasserproben hat sie in verschiedenen
Bodentiefen und im unterschiedlichen Abstand vom Straßenrand
entnommen und die Schadstoffkonzentration gemessen.
Ein positives Ergebnis: Für das Grundwasser besteht keine
Gefahr. Anders als erwartet, sind die Prüfwerte für
die Schadstoffbelastung nur selten überschritten worden.
"Anhand der Messungen können wir jetzt auch beschreiben,
wie sich Schadstoffe in sauren und sandigen Böden und im
Wasser bewegen", sagt Birgit Kocher. Und noch eine Annahme
hat sich nicht bestätigt: Anstatt geringer zu werden, steigt
die Konzentration von Schwermetallen im Sickerwasser in größerer
Entfernung vom Straßenrand an. "Das hat uns überrascht,
weil der größte Teil des Wassers und damit auch der
größte Teil der Verunreinigungen zunächst nahe
der Straße in den Boden fließt." Die höchste
Konzentration von Cadmium und Kupfer konnte die Geoökologin
in zehn Meter Entfernung von der Teerpiste messen. "Wahrscheinlich
liegt das am ph-Wert des Bodens", vermutet Birgit Kocher.
Denn weiter entfernt von der Straße sinkt der ph-Wert. Schwermetalle
können sich dort freier bewegen.
Für die Bundesanstalt für Straßenwesen sollen
aus den aktuellen Daten die Sickerwasserprognosen für den
Straßenbau neu errechnet werden. Konsequenzen könnten
die Ergebnisse auch für die Straßenmeistereien haben
und wie sie zukünftig den Straßenrand pflegen. Würden
sie zum Beispiel Kalk auf die Seitenstreifen streuen, wären
Schwermetalle besser im Boden gebunden.
Heike Krohn
http://www.tu-berlin.de/fb7/ioeb/bodenkunde
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