TU intern - Mai 2001 - Aktuelles

Der Computer wird sechzig

Berliner Wissenschaftler und Schüler bauten die Zuse-Rechenmaschine Z3 nach

"Ich bin zu faul zum Rechnen." Dieses Eingeständnis eines jungen Ingenieurstudenten sollte unsere Welt verändern. Mitte der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts plagte sich ein angehender Bau-Ingenieur während seines Studiums an der damaligen Technischen Hochschule Charlottenburg mit Algorithmen für die statischen Berechnungen von Bauwerken. Die vielen Personen, die damals in Instituten oder der Industrie mit Zahlen jonglierten, nannte man zu jener Zeit Rechenknechte - Computoren. Konrad Zuse ließ dieses lästige Problem keine Ruhe. Seine Vision war, den Ingenieuren die stupide Arbeit des Rechnens durch eine Maschine abnehmen zu lassen. Er wird heute fast einhellig auf der ganzen Welt als Schöpfer des ersten funktionsfähigen, programmgesteuerten und frei programmierbaren Rechners in binärer Gleitpunktrechnung, der wirklich funktionierte, anerkannt.

Am 12. Mai 1941 hat der Berliner Erfinder seine Rechenmaschine Z3 einer kleinen Gruppe von Besuchern zum ersten Mal vorgeführt. Aus diesem Anlass veranstalteten am 11. Mai 2001 das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB), die TU Berlin und die FU Berlin ein Symposium mit dem Titel "Sechzig Jahre Computergeschichte".

Auf dem Symposium wurde auch die Rekonstruktion der Rechenmaschine Z3 gezeigt, die von einem Team der beiden Berliner Universitäten nachgebaut wurde und die zu pädagogischen Zwecken eingesetzt werden kann. Das Projekt wurde von Dr. Horst Zuse (TU Berlin) und Prof. Raul Rojas (FU Berlin) geleitet, die elektronischen Schaltungen wurden von Dr. Frank Darius und Dipl.-Ing. Georg Heyne in mühevoller Arbeit entworfen und implementiert. Auch Schüler haben ihren Beitrag für dieses Vorhaben geliefert: Der Rahmen für die Maschine wurde von der 1. Berufsschule für Sonderpädagogik (Berlin-Pankow), die Konsole vom Friedrich-Schiller-Gymnasium (Bautzen) und der Lochstreifenleser von der Konrad-Zuse-Schule (Hünfeld) gebaut.

Der Nachbau der Rechenmaschine Z3 ist mit kleinen Relais realisiert worden. Die Architektur der Maschine wurde respektiert, aber so umgesetzt, dass der Datenfluss durch kleine Leuchtdioden angezeigt wird. Damit ist der Nachbau historisch korrekt und gleichzeitig pädagogisch geeignet, um Schülern und Studierenden die Geschichte dieser Rechenmaschinen lebendig werden zu lassen. Die Maschine wird in der Zukunft bei verschiedenen Ausstellungen gezeigt. Eine Rekonstruktion im Eins-zu-Eins-Maßstab wurde in den sechziger Jahren von Konrad Zuse selbst gebaut und befindet sich heute im Deutschen Museum in München.

Konrad Zuse hat seine erste Rechenmaschine, die Z1, von 1936 bis 1938 gebaut. Sie war eine mechanische Konstruktion und bestand aus ca. 40.000 Einzelteilen. Nach einem Zwischenexperiment mit der Rechenmaschine Z2 hat der vielbegabte Tüftler die Z3 vollständig mit 2500 telephonischen Relais in seiner Berliner Wohnung in der Methfesselstraße 7-10 aufgebaut. Die Z3 war die erste programmierbare Rechenmaschine der Welt, konnte die arithmetischen Grundoperationen in beliebigen Kombinationen ausführen und besaß einen Speicher für 64 Zahlen. Es war auch die erste Maschine, die mit Gleitkommazahlen arbeiten konnte. Die Z1 und Z3 wurden 1943 im Krieg zerstört.

Stefanie Terp

www.zuse.org
www.zib.de/zuse


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