TU intern - November 2001 - Vermischtes

Das Allerletzte

Bahnbrechende Ideen

Gehören auch Sie zu denjenigen, die schon lange ihr gutes Herz durch die Brieftasche sprechen lassen und etwas für gemeinnützige Zwecke spenden wollen, sind aber bisher einfach noch nicht dazu gekommen, sich darum zu kümmern? Wünschen auch Sie sich jemanden, der Ihnen diese Aufgabe abnimmt? Ihnen kann geholfen werden, denn die Deutsche Bahn hat diese Marktlücke erkannt und steigt zum 1. Januar ein ins Wohltätigkeitsbrokering.

Und einmal mehr beweist sich hier der Euro als Initialzünder. Weil das Umrubeln der Mark zu krummen Preisen führt, die von der Deutschen Bahn keinesfalls geduldet werden können, werden zu Beginn des neuen Jahres „geringfügige Preismaßnahmen“ durchgeführt, kündigte Jürgen Büchy von der Deutschen Bahn AG unlängst an. Im Dienste der ästhetisch runden Preise wird es also Preissenkungen geben. Aber - Sie ahnen schon, dass dies nicht die ganze Wahrheit sein kann - um die Rundungsverluste auszugleichen, wird es gleichzeitig auch Preiserhöhungen für verschiedene Tarife geben.

Und jetzt kommt das Spendenbedürfnis ins Spiel: Der Rundungsüberschuss - man rechnet mit einer Million Mark - wird einer gemeinnützigen Organisation zur Verfügung gestellt. Wenn man also mit der Bahn fährt, vorausgesetzt, man wählt einen aufgerundeten Tarif, tut man Gutes, ohne auch nur einen Finger zusätzlich zu rühren. Bliebe nur noch die Frage, wie sich diese Spende von der Steuer absetzen lässt.

Ob die Bahn für ihre Kunden Spendenbescheinigungen zur Verfügung stellen wird, ist fraglich. Die Fahrkarten könnten aber vielleicht auch selbst als Spendenbeleg dienen und auf einem hübschen neuen Formblatt der Steuererklärung geltend gemacht werden. Natürlich darf aber niemand durch einen guten Zweck und seine unausweichlichen Folgen zu Schaden kommen, sich also auch die Mitarbeiter des Finanzamtes dadurch nicht unter Mehrarbeit krümmen müssen.

Am vernünftigsten wäre es daher, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, die sich vollständig der Aufgabe verschreiben können, Eurorundungsspendenbetrügern auf die Schliche zu kommen. Und ehe man sich versieht, hat das Eurorundungsproblem neue Arbeitsplätze hervorgebracht. Die Fachkräfte müssen natürlich eingehend auf ihre spezifische Aufgabe geschult werden - schwups - noch mehr Arbeitsplätze. Und so ist förmlich eine Lawine der guten Taten losgetreten ... Danke Euro, danke Deutsche Bahn.

bm


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