TU intern - November 2001 - Internationales
DAAD-Informationsreise nach Australien
Nicht nur weit entfernt, sondern auch mental weit weg
Ende September fand die DAAD-Informationsreise nach Australien
für Präsidentinnen und Präsidenten, Rektorinnen und
Rektoren, Kanzlerinnen und Kanzler der deutschen Universitäten
statt. Sie war in ihrer Art ein Novum, da gleichzeitig eine Minifair-Delegation
von internationalen Experten aus einigen Akademischen Auslandsämtern
mit dabei war. Von TU-Seite nahmen Prof. Dr. Kurt
Kutzler, Vizepräsident der TU Berlin und zugleich Vizepräsident
der Hochschulrektorenkonferenz, und Jutta Gbur vom Akademischen
Auslandsamt der TU Berlin teil.
Der allgemeine Zweck der Reise war es, den Delegationen Einblicke
in das australische Hochschulsystem und seine Marketingstrategien
zu vermitteln. Ziel der Minifair-Gruppe war es, an den besuchten
Universitäten Informationen über das deutsche Universitätssystem
im Allgemeinen sowie über die einzelnen vertretenen Universitäten
bereitzustellen und damit den Studierendenaustausch mit Australien
zu stärken.
Die Ursachen für das derzeitige Ungleichgewicht beim Studierendenaustausch
liegen zum einen in der Struktur des australischen Hochschulsystems,
zum anderen in der Mentalität der australischen Studierenden
begründet. Durch die Umstellung des australischen Hochschulsystems
Anfang der 90er Jahre von einem vor allem staatlich finanzierten
auf ein mehr profitbezogenes haben Studiengebühren einen hohen
Stellenwert erhalten (A$ 14000 bis 25000 pro Jahr für Bachelor-Studiengänge).
Während die australischen Studierenden diese Gebühren
als indirect fees vom Staat als Vorauszahlung erhalten
können und später über erhöhte Steuerabgaben
zurückzahlen, bringen ausländische Studierende direct
fees, vor allem in den neu angebotenen Master-Studiengängen.
Diese entstanden auf Grund der großen internationalen Nachfrage
und sind finanziell sehr lukrativ, da hohe, nicht vom Staat festgelegte
Studiengebühren erhoben werden dürfen. Daher sind ausländische
Studierende meist nur interessant, wenn sie Geld mitbringen.
Werden Partnerschaftsabkommen geschlossen, verzichten die australischen
Universitäten somit ungern auf Studiengebühren und erwarten
von den australischen Austauschwilligen, dass sie ihre Gebühren
weiterzahlen. Die Studierenden müssen also in der Regel für
ein Auslandsstudium mehr Geld aufbringen, eine andere Sprache lernen,
bekommen aber als Ausgleich dafür ihre gesamten
Kursleistungen (credit transfer) anerkannt. Als Folge gibt es durchschnittlich
pro Jahr nur einen Bewerber pro deutscher Partnerhochschule, während
auf Seiten der TU Berlin bis zu vier Bewerber auf einen Platz kommen.
Internationaler Austausch wird rein rhetorisch auch gutgeheißen
und Partnerschaften mit bekannten ausländischen Hochschulen
sind fürs Renommee wichtig, doch sind sie leider finanziell
nicht attraktiv. Hinzu kommt, dass australische Jugendliche wohl
gerne reisen, aber Europa für sie rein mental doch sehr weit
weg ist, und es besteht eine gewisse Angst vor der Sprachenvielfalt.
Hier waren die Informationsveranstaltungen und Einzelgespräche
mit ausländischen Studierenden, aber auch Kollegen der International
Offices, sehr erfolgreich. So konnten nicht nur die Kenntnisse über
das deutsche Hochschulsystem verbessert, sondern auch echte
Deutsche kennen gelernt werden. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig
persönliche Kontakte im Austauschgeschäft
sind.
Jutta Gbur, Auslandsreferentin
Akademisches Auslandsamt der TU Berlin
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