TU intern - November 2001 - Vermischtes

Buchtipp

TU intern fragt Menschen in der Uni, was sie empfehlen können. Eric Töpfer, Zentrum Technik und Gesellschaft

In den Feldern eines Dorfes irgendwo in der nordindischen Gangesebene findet Nathur Rajak die enthauptete Leiche eines Fremden. Sein Fund wird dem „unberührbaren“ Kastenlosen zum Verhängnis. Auf Betreiben eines einflussreichen Großbauern wird er unter Mordverdacht festgenommen. Als bekannt wird, dass der bitterarme Rajak mit dem mächtigen Grundherren im Streit um ein kleines Stück Land lag, wittern Freunde und Verwandte des Kastenlosen eine Strafaktion gegen das Aufbegehren des Besitzlosen. So entzündet sich an dem Mordprozess gegen den unschuldigen Rajak der politische Widerstand der Landarbeiter gegen die Macht- und Besitzverhältnisse in dem abgelegenen Dorf.

Thomas Ross, langjähriger Indien-Korrespondent der FAZ, zeichnet einfühlsam einen Fall nach, der sich in den Achtzigerjahren im Unionsstaat Bihar tatsächlich abgespielt hat. In seinem halbdokumentarischen Bericht aus dem „innersten Indien“ versammelt er seine Protagonisten stellvertretend für die indische Gesellschaft: Man begegnet hinduistischen Bettelmönchen und technikgläubigen Ingenieuren, engagierten Intellektuellen und militanten Revolutionären, korrupten und unbestechlichen Beamten und nicht zuletzt entrechteten Unberührbaren und aufstrebenden, machtbewussten Angehörigen der Mittelkasten.

Anhand ihrer Schicksale berichtet Ross sowohl von der Zerrissenheit des modernen Indien als auch der universellen Widersprüchlichkeit von „Entwicklung“.

Thomas Ross: Der Tod des heiligen Baumes. Ein Bericht aus dem innersten Indien. Hanser Verlag, München, 1991, DM 39,80


Leserbriefe

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