TU intern - November 2001 - Aktuelles
Otto Sander, Iris und Oliver Berben lesen im Audimax
Demokratie wirklich zu leben, dazu gehört auch, sich
als Bürger dieses Landes selbstverständlich der Geschichte
zu stellen, Unrecht zu bekämpfen und Aufklärung zu betreiben.
Ich zeige Gesicht! So begründet Iris Berben, warum sie
sich in der bundesweiten Initiative Gesicht zeigen!
engagiert, die seit einem halben Jahr existiert. Der Initiative
gehören mittlerweile rund 500 Verbände, Organisationen
und Einzelpersonen an. Sie alle wollen gegen Rechtsextremismus,
Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz auftreten und damit Mut zur
Zivilcourage machen. Iris Berben wird gemeinsam mit ihrem Sohn Oliver
Berben, der ebenfalls in der Initiative aktiv ist, den TU-Erstsemestertag
mit einer Lesung zu diesem Thema kulturell bereichern.
Die TU Berlin ist stolz auf ihren internationalen wissenschaftlichen
Nachwuchs. Neben ihren deutschen Kommilitonen studieren rund 5700
junge Menschen aus vielen Ländern hier. In diesem multikulturellen
Klima ist es aber besonders wichtig, Offenheit für fremde Sitten,
fremde Religionen und Menschen anderer Hautfarbe zu fördern.
MAMA, WAS IST AUSCHWITZ?
Iris und Oliver Berben haben einen Text der Historikerin und Holocaust-Forscherin
Annette Wieviorka ausgewählt: Mama, was ist Auschwitz?.
Einfühlsam gibt die Autorin darin Gespräche mit ihrer
dreizehnjährigen Tochter Mathilde wieder. Schockiert entdeckte
das Mädchen eines Tages eine blau eintätowierte Nummer
am Unterarm einer älteren Bekannten und begann Fragen zu stellen
...
In seiner 46-jährigen internationalen Film- und Bühnenkarriere
als Charakterdarsteller hat auch der Schauspieler Otto Sander immer
wieder Themen gesucht, die sich der Intoleranz und dem Kleingeist
des Alltags entgegenstellten. Er liest Passagen aus einem Text des
1999 verstorbenen Philosophen und Ernst-Bloch-Schülers Jürgen
Teller über den im Jahre 1600 als Ketzer hingerichteten Philosophen
und Wissenschaftler Giordano Bruno.
PHILOSOPHIE DER DOPPELTEN WAHRHEIT
Teller selbst nahm Verletzungen, Demütigungen und Schikanen
auf sich, um in der DDR-Zeit den aufrechten Gang gegen
das Regime durchhalten zu können und weiterhin philosophisch-wissenschaftlich
arbeiten zu können. Als verstockter und hartnäckiger
Häretiker geschmäht, fand der 52-jährige Giordano
Bruno im kulturell und religiös intoleranten Europa der Frührenaissance
einen qualvollen, gewaltsamen Tod auf dem Scheiterhaufen, weil er
bei seiner Philosophie der doppelten Wahrheit blieb:
Tiefe Religiosität und Wissenschaft könnten durchaus nebeneinander
existieren, war seine Überzeugung.
Wehret den Anfängen!, rufen die prominenten Kulturschaffenden
mit diesen Texten über die Schrecken kultureller und religiöser
Verbohrtheit verschiedener Jahrhunderte dem wissenschaftlichen Nachwuchs
auch der TU Berlin zu. Schade für den, ders verpasst!
pp
Leserbriefe
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